14.13 Drucken
 
Zum Drucken von Inhalten in Java gibt es zwei unterschiedliche Ansätze. Bei ersten Ansatz zeichnen wir über einen Graphics-Kontext des Druckers. Hier gibt es einen Unterschied zwischen einer leichtgewichtigen gezeichneten Swing-Komponente und den harten nativen, schwergewichtigen AWT-Elementen. Seit Java 1.2 gibt es die ereignisgesteuerte Möglichkeit. Sie behandelt selbst gezeichnete und leichtgewichtige Komponenten gleich, was in beiden Fällen bedeutet, dass wir Seite für Seite für den Drucker aufbereiten.
14.13.1 Drucken mit dem einfachen Ansatz
 
Seit Java 1.1 gibt es eine einfache Möglichkeit, aus Applikationen zu drucken. Bei Applets verhindert eine Sicherheitssperre standardmäßig den Zugriff auf den Drucker, es sei denn, die Sicherheitsrichtlinie wurde gelockert.
Von der Anwendung zum gedruckten Blatt sind es sechs Schritte, die wir im Folgenden skizzieren wollen:
1. |
Wir benötigen ein Fenster. |
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2. |
Wir benötigen ein PrintJob-Objekt. |
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3. |
Über dem PrintJob besorgen wir uns ein Graphics-Objekt. |
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4. |
Wir zeichnen in das Graphics-Objekt, das zum Drucker soll. |
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5. |
Wir geben das Graphics-Objekt des Druckers frei, und die Seite wird ausgeworfen. |
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6. |
Wir beenden den PrintJob. |
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Die Schnittstelle zum Drucker gelingt in Java über die Klasse PrintJob, die mit getGraphics() Zugang zu einem Grafik-Kontext gibt. Am Beginn eines Ausdrucks benötigen wir daher ein konkretes PrintJob-Objekt. PrintJob ist eine abstrakte Klasse, und über eine Methode getPrintJob() vom Toolkit bekommen wir eine plattformabhängige Implementierung. Daher verfügt PrintJob nicht über einen Konstruktor, sondern wird indirekt über Toolkit erzeugt. Wir erkennen hier wieder eine Fabrik-Methode.
abstract class java.awt. Toolkit
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PrintJob getPrintJob( Frame frame, String jobtitle,
JobAttributes jobAttributes,
PageAttributes pageAttributes )
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14.13.2 Ein PrintJob
 
Folgende Anweisungen liefert eine Unterklasse von PrintJob:
Toolkit tk = Toolkit.getDefaultToolkit();
PrintJob pj = tk.getPrintJob( new Frame(), "", null );
Sie öffnet ein Fenster mit dem Dialogfeld der aktuellen Maschine. Dort lässt sich zum Beispiel einstellen, wie viele Kopien wir haben möchten oder welchen Drucker wir ansprechen. Bricht der Anwender den Dialog ab, so ist der Rückgabewert null.
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Informationen über die Seite
Über ein PrintJob-Objekt gelangen wir dann an Informationen über das Ausmaß einer Seite oder die Auflösung des Druckers. Rufen wir getGraphics() auf, kommen wir an ein Graphics-Objekt. Jetzt können wir die Aufrufe, die wir sonst in paint() an das konkrete Graphics der grafischen Oberfläche erstellt haben, an den Drucker-Device schicken. Dazu muss die Methode dispose() von Graphics abschließend aufgerufen werden. Mehrere Seiten werden dann mit einer Reihe von Aufrufen von getGraphics() und dispose() realisiert. Das bedeutet, dass getGraphics() immer genau für eine Seite gilt.
Die abstrakte Klasse PrintJob schreibt lediglich sechs Funktionen vor, von denen drei Eigenschaften des Druckers beschreiben.
abstract class java.awt. PrintJob
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abstract Dimension getPageDimension()
Liefert die Ausmaße der Seite in Pixel. |
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abstract int getPageResolution()
Liefert die Auflösung der Seite in Pixel pro Inch. |
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abstract boolean lastPageFirst()
Liefert true, wenn die letzte Seite zuerst gedruckt wird. |
Mit getPageResolution() bekommen wir Auflösungen von typischerweise 300 oder 600 Pixeln. Der Rückgabewert von getPageDimension() liefert ein Dimension-Objekt mit den Ausmaßen der Seite, also Höhe oder Breite. Die Einträge liefern die Anzahl der druckbaren Pixel (keine Inches) pro Seite. Mit folgenden Zeilen erfragen wir die Auflösung:
Listing 14.30
com/javatutor/insel/ui/print/PrinterInfo.java
package com.javatutor.insel.ui.print;
import java.awt.*;
class PrinterInfo
{
public static void main( String[] args )
{
Toolkit tk = Toolkit.getDefaultToolkit();
PrintJob pj = tk.getPrintJob( new Frame(), "", null );
if ( pj != null )
{
int res = pj.getPageResolution();
Dimension d = pj.getPageDimension();
System.out.println( "Resolution : " + res + "\n" +
"Width : " + d.width + "\n" +
"Height : " + d.height + "\n" +
"Pixel on page : " + (res * d.width * d.height) );
}
System.exit( 0 );
}
}
Für meinen Drucker ergeben sich folgende Werte:
Resolution : 72
Width : 595
Height : 842
Pixel on page : 36071280
14.13.3 Drucken der Inhalte
 
Da sich das Drucken in der Java-API immer mal wieder geändert hat, muss Obacht auf die benutzten Klassen gegeben werden. Ein Klassiker ist PrintJob, der über getGraphics() einen Grafik-Kontext anbietet, in dem wir alles auf den Drucker schreiben können.
Wir wollen die neuere Klasse PrinterJob aus dem Paket java.awt.print verwenden. Ein Objekt lässt sich mit der Fabrikfunktion getPrinterJob() erfragen. Dann kann über setJobName(String) ein Name vergeben und über setCopies(int) die Anzahl der Kopien festgesetzt werden. Die Methode printDialog() liefert als Rückgabe true, ob der Benutzer einen Ausdruck wünscht. Viel wichtiger ist jedoch, dass mit setPrintable() ein Printable übergeben wird, das die Seite beschreibt. Damit ergibt sich der erste Teil unseres Beispiels:
Listing 14.31
com/javatutor/insel/ui/print/ PrintStuff.java, Teil 1
package com.javatutor.insel.ui.print;
import java.awt.Font;
import java.awt.Graphics;
import java.awt.print.*;
public class PrintStuff
{
public static void main( String[] args ) throws PrinterException
{
PrinterJob pjob = PrinterJob.getPrinterJob();
if ( pjob.printDialog() == false )
return;
pjob.setPrintable( new TextPrintable() );
pjob.print();
}
Das Printable-Objekt bietet eine Callback-Methode print(), die der PrintJob für jede Seite aufruft, bis das Dokument komplett ist. Die print()-Methode bekommt ein Graphics-Objekt für den Druck, und was wir vorher auf den Bildschirm gezeichnet haben, können wir in der Methode auf den Drucker bringen. Die print()-Methode liefert Printable.-PAGE_EXISTS bei einer gezeichneten Seite und Printable.NO_SUCH_PAGE, wenn es die Seite nicht gibt.
Listing 14.32
com/javatutor/insel/ui/print/ PrintStuff.java, Teil 2
static class TextPrintable implements Printable
{
static Font font = new Font( "Times", Font.PLAIN, 20 );
public int print( Graphics g, PageFormat pageFormat, int pageIndex )
{
if ( pageIndex >= 2 )
return Printable.NO_SUCH_PAGE;
g.setFont( font );
g.drawString( "Hallo auf Seite " + pageIndex, 100, 100 );
return Printable.PAGE_EXISTS;
}
}
}
Dann lassen sich die bekannten Methoden wie drawLine(), drawString() und so weiter nutzen. Bei Zeichensätzen ist Vorsicht geboten, weil kein Standardzeichensatz eingestellt ist.
abstract class java.awt.print. PrinterJob
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abstract void cancel()
Bricht das Drucken ab. |
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abstract void print()
Druckt die Seiten. |
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abstract void setPrintable( Printable painter )
Setzt das Printable, welches die Seite beschreibt. |
interface java.awt.print. Printable
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static final int PAGE_EXISTS, NO_SUCH_PAGE
Konstanten für die Rückgabe von print(). |
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int print( Graphics graphics, PageFormat pageFormat, int pageIndex )
Callback-Methode,die der PrinterJob für jede Seite pageIndex aufruft. |
14.13.4 Komponenten drucken
 
Bisher haben wir mit getGraphics() einen Kontext bekommen und selbstständig die Elemente gezeichnet. Doch was machen wir, wenn Standardkomponenten wie Schaltflächen oder Textfelder gedruckt werden sollen? Für diese Aufgabe bietet jede Komponente über die Oberklasse Component entweder print() oder printAll() an.
abstract class java.awt. Component
implements ImageObserver, MenuContainer, Serializable
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void print( Graphics g )
Druckt alle Komponenten. Die Unterklassen überschreiben diese Methode. |
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void printAll( Graphics g )
Druckt alle Komponenten und Unterkomponenten. Die Unterklassen überschreiben diese Methode. |
Diese Methoden werden auf dem Graphics-Objekt des Druckers aufgerufen.
Drucken von Containern
Da Container ihre Kinder selbstständig verwalten, gibt es auch hier eine Druckfunktion. Sie heißt printComponents() und druckt alle Komponenten im Container, kann jedoch nur das ausgeben, was tatsächlich sichtbar ist.
Falls wir ein Fenster mit allen Elementen zu Papier bringen wollen, schreiben wir:
Toolkit tk = Toolkit.getDefaultToolkit();
PrintJob pj = tk.getPrintJob( new Frame(), "", null );
if ( pj != null ) {
Graphics g = pj.getGraphics();
f.printComponents( g );
g.dispose();
pj.end();
}
14.13.5 Den Drucker am Parallelport ansprechen
 
Es ist natürlich immer aufwändig, für einen einfachen 10cpi-Text ein Printable-Objekt und dann den ganzen Text als Grafik zu erzeugen. Dies nimmt jedoch nicht nur viel Zeit in Anspruch, sondern ist auch sehr umständlich. Um einen Drucker am Parallelport oder im Netzwerk direkt anzusprechen, konstruieren wir einfach ein FileOutputStream wie folgt:
OutputStream fos = new FileOutputStream( "PRN:" );
PrintWriter pw = new PrintWriter( fos );
pw.println( "Hier bin ich" );
pw.close();
Hängt dann am Printer-Port ein Drucker, so schreiben wir den Text in den Datenstrom. An Stelle von PRN: funktioniert auch LTP1: beziehungsweise auch ein Druckername im Netzwerk. Unter Unix kann entsprechend /dev/lp verwendet werden.
Natürlich sehen wir auf den ersten Blick, dass dies eine Windows- beziehungsweise DOS-Version ist. Um das Ganze auch systemunabhängig zu steuern, entwickelte Sun die Communications API. Obwohl sie in erster Linie für die serielle Schnittstelle gedacht ist, unterstützt sie auch die parallele Schnittstelle. Hier bietet sich auch die Chance, den Zugriff zu synchronisieren.
14.13.6 Bekannte Drucker
 
Die am System bekannten Drucker sind in der Zentrale PrintService angemeldet. Dort lassen sich auch erfragen:
for ( PrintService s : PrintServiceLookup.lookupPrintServices( null, null ) )
System.out.println( s.getName() );
Auf meinem System gibt es zum Beispiel die Ausgabe
pdfFactory Pro
ImageMaker Color Driver
FinePrint
Brother HL-1850/1870N series
Adobe PDF
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