Kapitel 10 Multimedia
Die Massenmedien im eigentlichen Sinn haben im Wesentlichen die Funktion, die Leute von Wichtigerem fernzuhalten.
– Noam Chomsky, amerikanischer Linguist
Die Multimedia-Produktion umfasst die Bearbeitung vieler verschiedener Medientypen, von denen die wichtigsten in diesem Kapitel behandelt werden: Audio, Video, 3-D und die Gesamtkomposition in einem Autorensystem. Selbstverständlich gehören zu einer Multimedia-Produktion auch Grafiken und Bilder – ihre Bearbeitung wurde bereits in Kapitel 8, Bildbearbeitung und Grafik, erläutert. Bedenken Sie, dass die wichtigste Plattform für die Verbreitung von Multimedia heutzutage das Web ist. Die Bearbeitung der einzelnen Medientypen, die in diesem Kapitel beschrieben wird, ist auch für den Multimedia-Einsatz auf Webseiten erforderlich. Allerdings erfolgt die Zusammenstellung der eigentlichen Produktion mit anderer Software, zum Beispiel mit dem in Kapitel 20 vorgestellten Programm Flash.
10.1 Einführung
 
Der Begriff »Multimedia« bezeichnet die Darstellung von Inhalten unter Zuhilfenahme von mehreren (drei oder mehr) verschiedenen Medientypen. Dabei kann es sich unter anderem um die folgenden Arten von Daten handeln:
Medientypen
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Audio: Sprache, Musik und Soundeffekte |
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Bilder: Fotos, Composings und künstlich erstellte Bilder |
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Grafik: Zeichnungen, Illustrationen, Schmuck, Diagramme und so weiter |
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2-D-Animation: Interaktiv und nichtinteraktiv bewegte Objekte |
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3-D-Animation |
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Video: Digitalisierte Videofilme, Ausgabe von 3-D-Programmen |
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Rundum- oder Panoramabilder wie QuickTime VR oder iPix |
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Text |
Hinzu kommt – je nach Verbreitungskanal – eine geringer oder stärker ausgeprägte Interaktivität. Sie reicht von einer einfachen Menüsteuerung über kleine Spiele bis hin zu komplexen Simulationen.
Verbreitungskanäle für Multimedia
Die genannten Medientypen können über diverse Verbreitungskanäle veröffentlicht werden. Einige der wichtigsten sind folgende:
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Die seit Mitte der 90er-Jahre verwendete Multimedia-CD-ROM war bis zur Jahrtausendwende das wichtigste Medium zur Verbreitung von Multimedia-Inhalten. Unter den Stichwörtern »Infotainment« oder »Edutainment« (also Information beziehungsweise Bildung durch Unterhaltung) wurden zigtausende Titel aufgelegt und verkauft. Wegen des Internet-Booms sind Multimedia-CD-ROMs heute nicht mehr so weit verbreitet. |
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Immer mehr Multimedia-Produktionen passen nicht mehr auf eine einzige CD. Während es vor einigen Jahren üblich war, sie auf mehreren CDs zu verkaufen, geht man heute immer häufiger dazu über, sie auf einer DVD zu vertreiben. |
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Auf öffentlichen Touchscreen-Terminals werden ebenfalls multimediale Mittel eingesetzt. Je nach Einsatzzweck heißen solche Geräte POI (Point of Information) oder POS (Point of Sale): Erstere dienen der interaktiven Auskunft, zum Beispiel in Bahnhöfen zur Fahrplanauskunft, in Museen für historische Informationen oder in Kaufhäusern zum Auffinden des Standorts eines gesuchten Artikels. POS-Systeme sind dagegen öffentliche Verkaufssysteme, beispielsweise Fahrkartenautomaten mit eingebauter Routenplanungs- und Buchungsfunktion. |
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Alle diese Systeme haben in der Regel gemeinsam, dass sie einen Touchscreen verwenden, also einen speziellen Monitor, der zusätzlich als Eingabegerät verwendet werden kann, weil er mit einer berührungsempfindlichen Oberfläche ausgestattet ist. |
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Die immer häufiger anzutreffenden InfoScreens spielen dagegen öffentliche Präsentationen ohne Interaktivität und fast immer ohne Ton ab. In der Regel handelt es sich um einen gewöhnlichen PC, auf dem eine selbstlaufende Präsentation als Endlosschleife abgespielt wird, und einen leistungsfähigen Beamer (LCD-Projektor), der sie auf eine große Leinwand überträgt. Verbreitet sind diese Geräte oft in U-Bahn-Haltestellen. Das gebotene Programm ist eine Mischung aus Information (Kurznachrichten, Kulturtermine), Unterhaltung und natürlich Werbung. |
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Mit den InfoScreens verwandt sind selbstablaufende Präsentationen, die vor geschlossenem Publikum vorgeführt werden – je nach Einsatzgebiet mit oder ohne Moderation. Verwendet werden solche Präsentationen im Bereich der Bildung, des Marketings oder der Kundeninformation (Briefings für künftige Projekte im Medienbereich oder anderen Branchen). |
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Auch in der bildenden Kunst werden immer häufiger multimediale Mittel eingesetzt; Kunstwerke wie die Videoinstallationen von Nam June Paik oder andere Computerkunstwerke sind inzwischen ein wichtiger Bestandteil der internationalen Kunstszene. |
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Wie erwähnt, ist das wichtigste Verbreitungsgebiet für Multimedia heute das Internet. Alle wesentlichen Aspekte des Webdesigns werden erst in den letzten Kapiteln dieses Buches vorgestellt, weil zuvor wichtige Netzwerkkenntnisse vermittelt werden müssen. |
Multimedia-Einsatzgebiete
Neben den unterschiedlichen Verbreitungskanälen gibt es auch verschiedene Verwendungszwecke beziehungsweise inhaltliche Schwerpunkte für Multimedia-Produktionen:
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Für die private Weiterbildung, das oben erwähnte Info- oder Edutainment, werden pro Jahr tausende von Titeln mit sehr unterschiedlicher Qualität produziert und meist auf CD-ROM oder DVD vertrieben. |
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Etwas anders geartete Bildungsmedien, meist weniger unterhaltsam und mit mehr Informationen versehen, sind die Computer Based Trainings (CBT). |
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Ein weiterer Verwendungszweck ist die Werbung: Informationen zur Markteinführung neuer Produkte oder multimediale Kataloge werden häufig kostenlos auf CD-ROMs verteilt oder über POI-Terminals angeboten. |
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Sehr praktisch sind auch virtuelle Architekturpräsentationen, die nicht nur die abstrakten und für Laien wenig aussagekräftigen Baupläne darstellen, sondern oft auch eine virtuelle Begehung enthalten. |
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Bauanleitungen oder Gebrauchsanweisungen werden manchmal ebenfalls auf CD-ROM geliefert. Allerdings verschenken sie allzu oft die Möglichkeiten, die die multimediale Darstellung bietet, und enthalten lediglich eine Sammlung textorientierter HTML- oder PDF-Dokumente, um die Druckkosten für ein Handbuch zu sparen. |
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Recht beliebt sind auch die zahlreichen Multimedia-Lexika, -Enzyklopädien oder –Nachschlagewerke. Der Inhalt eines 30-bändigen Konversationslexikons passt ohne Probleme auf eine CD oder DVD und ist in dieser Form erheblich billiger. Außerdem kann ein solches Produkt durch multimediale Mittel mit Zusatznutzen versehen werden: In einem gedruckten Lexikon können Sie beispielsweise sämtliche Informationen über ein Musikinstrument nachlesen, werden dort aber niemals erfahren, wie dieses Instrument klingt. Bei einem Multimedia-Lexikon ist es dagegen ein Leichtes, eine entsprechende Sounddatei einzubauen. |
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