Kapitel 1 Allgemeines zu Knoppix
"Knoppix ist... so überaus nützlich dass es schwer zu übertreffen ist" -- slashdot.org
1.1 Was ist Knoppix?
 
Das Linux, das von CD läuft
Knoppix ist ein überaus intelligentes Produkt. Es besteht aus einer einzigen CD, mit deren Hilfe Linux auf deinen PC oder Laptop befördert werden kann. Mit Knoppix steht dir ein komplettes Desktopsystem mit Netzwerkanbindung, Multimediafunktionalität und vielseitiger Hardwareunterstützung zur Verfügung. Zum Betrieb des Systems ist keinerlei komplexe Installation notwendig.
Knoppix ist hervorragend geeignet, um die Fähigkeiten von Linux zu demonstrieren, Systeme nach einem Crash wiederherzustellen oder auch einfach nur um deine PC-Hardware zu testen. Die Knoppix-CD enthält ein komprimiertes Dateisystem: Einmal entpackt, wachsen die 700 MB der CD auf ca. 2 GB an Programmen und Utilities an.
Wie Knoppix arbeitet
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Abbildung 1.1
Knoppix – Linux einfach von CD starten
Starte deinen Computer mit der Knoppix CD. Die auf der Harddisk des Computers befindliche Software wird ignoriert, auf die Harddisk selbst kann von Knoppix zunächst nur lesend zugegriffen werden. Wenn du deine Arbeit mit Knoppix beendet hast, fahre das System wie gewohnt herunter, entferne die CD aus dem Laufwerk, und schon kannst du wieder mit deinem gewohnten System arbeiten.
Knoppix ist risikolos
Knoppix rührt auf dem PC befindliche Software nicht an. Knoppix kann sogar auf einem Rechner betrieben werden, der überhaupt keine Festplatte besitzt! Die Philosophie von Knoppix ist es, auf existierende Hardware möglichst nicht schreibend zuzugreifen, so dass insbesondere Anfänger nichts falsch machen können.
Knoppix ist anpassungsfähig
Systemeinstellungen und persönliche Daten können auf einem externen Datenträger wie z. B. einer Diskette oder einem USB-Stick gesichert werden. Dadurch kannst du dein persönliches Büro stets mit dir führen.
Knoppix ist frei
Das Beste an Knoppix ist die Tatsache, dass es im besten Sinne frei ist. Du kannst jederzeit die neueste Knoppix-Version von der Knoppix Internetseite www.knoppix.net herunterladen. Darüber hinaus gelten die folgenden liberalen Nutzungsregeln:
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Du darfst eine unbegrenzte Anzahl von Kopien anfertigen. |
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Du kannst die Kopien auf unbegrenzt vielen Rechnern nutzen. |
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Du darfst Kopien an deine Freunde weitergeben. |
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Es ist gestattet, Kopien zu verkaufen. |
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Du kannst selbst Knoppix-Derivate herstellen ("remastern"). |
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Es ist ebenfalls erlaubt, selbstgemasterte Versionen zu vertreiben. |
1.2 Was man mit Knoppix anfangen kann
 
Lerne Linux!
Dieses Buch soll dir in erster Linie dabei helfen, deinen ersten Kontakt zu Linux herzustellen. Knoppix ist das perfekte Linux für Einsteiger. Linux wird wohl im IT-Bereich so bald nicht von der Bildfläche verschwinden, so dass die Beschäftigung mit Linux eine Investition in die (berufliche) Zukunft darstellt.
Dieses Buch soll insbesondere diejenigen Anwender ansprechen, die schon geübt im Umgang mit den Routineaufgaben des täglichen Computerlebens sind, mit anderen Worten: Du solltest wissen, wie man mit einer Computermaus, einer Tastatur, einem CD-ROM-Laufwerk usw. umgeht.
Retten und testen
Knoppix ist ein wunderbares Werkzeug, um Computer wieder zu beleben oder zu testen. Ich werde im Folgenden soviel Information wie nötig bereitstellen, damit die wichtigsten Aufgaben auf diesem Sektor erfolgreich zu bewältigen sind. Mit Knoppix kann man
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Dateien von Windowssystemen lesen, selbst wenn diese Systeme sich nicht mehr starten lassen. Vorausssetzung ist natürlich, dass die verwendeten Festplatten keine physikalischen Defekte aufweisen. |
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Daten auf andere Datenträger wie USB-Sticks, ZIP-Laufwerke oder CD-R(W)-Datenträger, Netzwerklaufwerke sichern, vorausgesetzt, man verfügt über die entsprechende Hardware. |
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Hardware identifizieren, wenn dies mit Windows nicht möglich erscheint. |
Benutzen und erforschen
Knoppix ist ein vollständiges Desktopsystem. Du kannst es für folgende Zwecke einsetzen:
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Drucken. |
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Musik wiedergeben. |
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Ein Scanner oder Digitalkamera auslesen. |
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Eine Verbindung mit dem Internet herstellen. |
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Im Web surfen. |
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E-Mail senden und empfangen. |
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Officeanwendungen, Grafikprogramme, Multimedianwendungen und Spiele unter Linux nutzen. |
Netzwerktechnik
Knoppix ist wie Linux ein Kind des Internets. Knoppix integriert sich nahtlos in bestehende Netzwerkstrukturen. Aus Sicherheitsgründen startet Knoppix nicht automatisch irgendwelche Serverdienste, die von außen zugänglich sein könnten und somit ein potentielles Sicherheitsrisiko darstellen würden.
1.3 Wem haben wir Knoppix zu verdanken?
 
Knoppix wurde in Deutschland von Klaus Knopper entwickelt. Das Projekt hat sich mittlerweile zu einer großen Angelegenheit vieler freiwilliger Mitarbeiter entwickelt, die sich über das Medium Internet miteinander austauschen. Klaus Knopper leitet das Gesamtkunstwerk Knoppix und arbeitet die Hinweise und Patches der Knoppix-Community ein.
Das Knoppix-Projekt wird in Deutschland vom LinuxTag e. V. gehostet und gefördert. Das LinuxTag Team gestaltet Konferenzen und Workshops für alle, die an freier Software und ihrer Entwicklung interessiert sind. Der legendäre Linuxtag selbst findet alljährlich im Sommer in Karlsruhe statt.
Internetlinks
Die Homepage von Klaus Knopper:
http://www.knopper.net
Die Homepage des LinuxTags:
http://www.linuxtag.org
1.4 Knoppix ist freie Software
 
Knoppix ist Freie Software und wurde unter der GNU General Public Licence (GPL) lizenziert. Freie Software ist nicht zu verwechseln mit Freeware oder Shareware. Freie Software bedeutet frei im Sinne von Freiheit, was sich nicht notwendigerweise nur im Preis niederschlägt. Im Sinne der GPL ist es gestattet, mit Knoppix zu arbeiten, es zu verändern, zu kopieren, zu verteilen, ja sogar zu verkaufen, solange du dem Kunden die gleichen Freiheiten zubilligst. Diese letzte, aber wesentliche Einschränkung stellt sicher, dass Knoppix auch in Zukunft frei bleiben wird. Für weitere Details informiere dich bitte anhand der in Kapitel 23 abgedruckten GNU General Public Licence.
Zur Definition freier Software siehe auch:
http://www.gnu.org/philosophy/free-sw.html
1.5 Einschränkungen
 
Haftungsausschluss
Bedenke stets bei all deinen Arbeiten, dass Knoppix experimentelle Software ist. Es gibt somit keine Garantie für etwaige Schäden, welche du mit Knoppix einem Computersystem zufügst. Benutze Knoppix auf eigenes Risiko.
CD-Betrieb bedeutet "langsam"
Compact Disc Read Only Memory Laufwerke, kurz CD-ROMs, sind wesentlich langsamer als Festplatten. Das heißt, dass einige Anwendungen von der Knoppix-CD wesentlich träger starten, als dies bei einem fest(platten)installierten Linuxsystem der Fall wäre. Knoppix hat allerdings einige Kniffe und Tricks eingebaut, um diesen Geschwindigkeitsnachteil in Grenzen zu halten.
Knoppix kommt nicht sehr weit, wenn das CD-ROM Laufwerk nicht sauber arbeitet oder die Knoppix-CD selbst fehlerhaft gebrannt wurde. Zu diesem Zweck findet man einige Werkzeuge auf der Knoppix-CD, die diesbezüglich die Integrität des Mediums prüfen können.
Nicht alles funktioniert
Knoppix unterstützt ein großes Spektrum der gängigen PC-Hardware, aber nicht unbedingt alles, was auf dem Markt ist. Als Beispiel seien interne Modems oder einige DSL-Modems genannt. Billige Drucker (so genannte GDI- oder Windowsdrucker) mögen ebenfalls unbrauchbar sein, einige billige Farblaserdrucker können ebenfalls ihren Dienst verweigern. Der WLAN-Support steckt teilweise noch in den Kinderschuhen, wenngleich über den Umweg des Ndiswrappers hierfür auch die proprietären Windowstreiber genutzt werden können. Einige Video- und Audiodateien lassen sich nicht abspielen, da die (kommerziellen) Codecs hierfür aus lizenztechnischen Gründen nicht integriert werden dürfen. Leider wirkt sich diese Problematik auch auf die Mehrzahl der im Handel befindlichen DVDs aus. Und schließlich: Normalerweise wird es mit Knoppix nicht möglich sein, Windows Software zu betreiben.
Intensive Benutzung des RAM
Ein Hauptdesignmerkmal von Knoppix ist die intensive Benutzung des PC-Arbeitsspeichers (RAM, Random Access Memory). Je mehr RAM dein Rechner besitzt, umso besser. Für eine adäquate Performance sollten mindestens 128 MByte verbaut sein, wer die grafische Benutzeroberfläche KDE verwendet, ist mit 256 MByte besser bedient.
Wenn du zu den Glücklichen gehörst, die 1 GByte und mehr RAM ihr Eigen nennen, dann kannst du Knoppix mit Hilfe eines kleinen Tricks auch komplett in den Hauptspeicher befördern und dadurch eine beeindruckende Performance aller Anwendungen erzielen.
Doch auch diejenigen, die speichermäßig eher schwach bestückt sind, können durch Verwendung von so genannten Swapdateien oder Swappartitionen, die Bereiche der Festplatte nutzen, in den Genuss von Knoppix kommen. Diese Variante funktioniert allerdings nicht auf allen Systemen und bedeutet in jedem Fall ein Verlust an Leistungsfähigkeit.
1.6 Was gehört zu Knoppix?
 
Knoppix ist ein Querschnitt aus einer großen Zahl von Projekten, die das Internet hervorgebracht hat. Einige Projekte, die in diesem Buch angesprochen werden, sind:
Hierbei ist zu beachten, dass einige der oben erwähnten Programme nur auf der Knoppix-DVD zu finden sind.
Alle diese Projekte zu einem Gesamtkunstwerk zu verbinden ist der Verdienst des Debian Projekts. Knoppix selbst ist eine modifizierte Debian-Distribution, erweitert um die Fähigkeit, direkt von einer CD starten zu können.
1.7 Was ist Linux?
 
Linux (ausgesprochen: "Li-nucks") ist ein freies Betriebssystem. Ein Betriebssystem ist eine grundlegende Software, die den Computer erst benutzbar macht.
Streng genommen ist Linux nur der Kern des Betriebssystems, der so genannte Kernel. Stell dir ein Betriebssystem wie eine Nuss vor: Die Schale ist der Teil, mit dem du direkt in Berührung kommst. Der Kernel ist das Innere, welches mit der Hardware des Computers kommuniziert.
Bemerkung:
Es gibt eine Vielzahl von Linuxdistributionen, aber stets nur eine Version des aktuellen Kernels. Jede Distribution enthält somit Linux bzw. den Linuxkernel. Allerdings passen viele Distributoren diesen Kernel mehr oder weniger für ihre Zwecke an.
Historisches
In den 70er Jahren waren Computerprogramme frei. Ein Programm ist eine Folge von Anweisungen, die eine simple Rechenmaschine dazu bewegen, etwas "Nützliches" zu tun. Die Ingenieure, die an diesen Befehlsfolgen arbeiteten, wurden schließlich Programmierer. Sie teilten ihr Knowhow mit vielen anderen Kollegen. Dadurch empfanden sie ihre Arbeit als nützlich.
Unglücklicherweise wurde dieser Gemeinschaftsgeist durch den zunehmenden kommerziellen Druck erstickt. Restriktive Praktiken der schnell wachsenden Softwareindustrie führten dazu, dass der freie Austausch von nützlichen Programmen und Technologien im Computerbereich nahezu unmöglich wurde.
Ein Mann namens Richard M. Stallman empfand diese umgreifenden Änderungen als zutiefst frustrierend. Er wollte den Geist der früheren Jahre, den er am Massachusetts Institute of Technology (MIT) erfahren hatte, wieder beleben. Er wusste, dass er die Fähigkeiten besaß, ein freies Betriebssystem zu erschaffen. Er wusste weiterhin: Wenn er das Projekt nicht starten würde tut es sonst niemand. So entschied er sich dafür, das erste freie Betriebssystem auf der Welt in die Wege zu leiten.
Im Laufe der 90er Jahre hatte Stallmans Free Software Foundation nahezu alle Komponenten, die für ein freies Betriebssystem benötigt wurden, zusammengestellt. Stallman nannte sein System "GNU is not UNIX", ("GNU ist nicht UNIX") kurz GNU. Mit dem Namen machte sich Stallman zum einen über den in der Computerbranche üblichen Hang zu kryptischen Kürzeln lustig – der Name selbst ist rekursiv. Zum anderen stellt "is not"/"ist nicht" in Stallmans Sichtweise eine verschlüsselte Form für "ist kompatibel mit" dar.
UNIX selbst gehört einer Familie von Betriebssystemen an, die hauptsächlich in Wissenschaft, Technik und Finanzwesen zum Einsatz kommen. Stallman wählte UNIX als Basis seiner eigenen Versuche, da dieses System schon zum damaligen Zeitpunkt als sehr ausgereift galt. Insbesondere würde Anwendern, die bislang mit UNIX gearbeitet haben, der Umstieg nicht schwer fallen.
Wie GNU sich etablierte
Anfang der 90er Jahre fehlte dem GNU-Projekt im Wesentlichen noch ein Kernel, sozusagen das Herzstück des Betriebssystems. Eine glückliche Fügung wollte es, dass eben dieser Kernel von einem jungen Studenten aus Finnland namens Linus Torvalds aus Lust und Laune heraus, quasi als Hobby, erschaffen wurde.
Im Jahr 1991 programmierte Linus Torvalds ein einfaches System, welches er zunächst Freax nannte. Im privaten Bereich verwendete er den Codenamen Linux, ohne jedoch die Absicht zu haben, das System unter diesem Namen der Öffentlichkeit zu unterbreiten, ein Zeichen seiner Bescheidenheit. Linus gab die Software frei, in erster Linie, um Kommentare und Verbesserungen von anderen Programmieren zu erhalten; ein Freund veröffentlichte Linux schließlich im Internet.
Recht bald erhielt Linus Feedback via E-Mail aus einer Vielzahl von Orten der Erde wie zum Beispiel Australien und den Vereinigten Staaten, von denen er bislang immer nur geträumt hatte. Statt Bargeld für seine Erfindung zu verlangen, zog Linus es vor, sich von den Leuten, die Linux als nützlich empfanden, Postkarten schicken zu lassen. Seine Schwester Sara war somit recht beeindruckt, dass Ihr Bruder tonnenweise Post von neuen Freunden aus fremden Ländern erhielt.
Torvalds verwendete für sein Projekt eine Vielzahl von Free Software Foundation Tools, somit entschied er, seinen Kernel ebenfalls als freie Software zu veröffentlichen. Das war seine Art, "Dankeschön" zu sagen. Er verfügte, dass Linux unter der Free Software Foundation General Public License (FSF GPL) veröffentlicht werden sollte. Das bedeutete unter anderem, dass nun jedermann Linux benutzen, verbessern oder sogar verkaufen konnte, allerdings konnte damit auch niemand anderes die gesamte Kontrolle über das Projekt an sich reißen.
It's a GNU world!
Von diesem Zeitpunkt an breitete sich Linux lawinenartig auf der ganzen Welt aus. Es katapultierte Linus Torvalds schlagartig und von ihm ungewollt auf den Olymp der Superstars in der IT-Szene. Er erschien auf dem Titelblatt des renommierten Time Magazins. Dennoch sollte man nicht vergessen, dass es Richard M. Stallmann war, der das Gesamtkunstwerk Freie Software angestoßen. Daher lautet der vollständige Titel des Projekts auch nicht einfach nur Linux, sondern GNU/Linux. In unserem Fall bedeutet das: Knoppix ist ein Linux-basiertes GNU System.
Geschichte des GNU-Projekts:
http://www.gnu.org/gnu/gnu-history.html
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