24.3 Zwei Wege zum Ziel 

Im Abschnitt »Paravirtualisierung« hatte ich bereits angedeutet, dass Xen zwei verschiedene Arten der Virtualisierung beherrscht:
1. | Paravirtualisierung Wenn Linux als Gastsystem zum Einsatz kommt, muss der Kernel einen Patch erhalten, um die notwendige Zwischenschicht einzubauen, damit die Systembefehle, die an die Hardware gerichtet sind, direkt an den Hypervisor weitergeleitet werden können. |
2. | Hardwarebasierte Virtualisierung Die hardwarebasierte Virtualisierung bietet CPU-seitig eine bessere Leistungsfähigkeit, da die Zwischenschicht für den Hypervisor in großen Teilen entfallen kann. Die CPU-Adressierung wird nun nicht mehr von Xen gesteuert, sondern direkt von der CPU. Um dies leisten zu können, müssen sowohl das Mainboard als auch das BIOS und natürlich die CPU selbst die entsprechenden Voraussetzungen mitbringen. Vor dem Kauf sind daher entsprechende Recherchen angesagt. |
Vorsicht beim Hardware-Kauf
Achten Sie beim Kauf von Hardware unbedingt darauf, dass die Virtualisierungstechniken der Prozessoren auch vom Mainboard unterstützt werden. In zahlreichen Support-Foren im Internet häufen sich die Beschwerden, dass Anwender einen modernen Intel-VT- oder AMD-V-Prozessor besitzen, aber die hardwarebasierte Virtualisierung auch mit einem neuen Mainboard nicht gelingen will. Der Grund liegt darin, dass das Mainboard den erweiterten Befehlssatz der CPUs unterstützen muss. Viele Hersteller deaktivieren aus Stabilitätsgründen diese Funktion im BIOS oder bieten sie gar nicht erst an.
Xen und QEMU
Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass zwar die Zwischenschicht (Hypervisor) auf ein Minimum beschränkt werden kann, allerdings betrifft dies nur im Großen und Ganzen den Prozessoranteil. Um jedoch mit der restlichen Außenwelt kommunizieren zu können, muss unter Xen 3.x wieder Hardware emuliert werden. Daher hat das Xen-Projekt dem QEMU-Projekt die entsprechenden Teile entnommen und in das Xen-Projekt integriert.
Dies führt wiederum dazu, dass durch die notwendige Emulation wieder Leistungseinbußen hingenommen werden müssen. Daher lohnt sich dies derzeit nur bei Systemen, die nicht angepasst werden können, also deren Quelltext nicht frei einsehbar und modifizierbar ist.
Die Tabelle gibt Ihnen einen Überblick, welche Art der Virtualisierung in Abhängigkeit von der Rechnerarchitektur möglich ist. Auf einem 32-Bit-System sind grundsätzlich auch nur 32-Bit-Gäste möglich. Mit Hilfe von PAE kann Xen bei 32-Bit-Systemen bis zu 16 GB RAM nutzen.
Architektur | virtuelle Maschine\newline 32 Bit | virtuelle Maschine\newline 32 Bit (PAE) | virtuelle Maschine\newline 64 Bit |
32 Bit |
PV & HV |
- |
- |
32 Bit (PAE) |
HV |
PV |
- |
64 Bit |
HV |
HV |
PV & HV |
PAE: Physical Address Extension (PAE, engl. für Erweiterung der physischen Adressierung) ermöglicht es x86-kompatiblen CPUs, im 32-Bit-Modus mehr physischen Arbeitsspeicher anzusprechen als durch die 32-Bit-Wortbreite des Mikroprozessors festgelegt. PAE wird bei Prozessoren eingesetzt, um mehr als 4 GB Arbeitsspeicher benutzen zu können. |