1.2 Die Wurzeln – Debian und GNOME 

Zu Beginn der Ubuntu-Geschichte 2004 kamen viele Ubuntu-Entwickler aus den Debian- und GNOME-Communitys. Aus diesem Grund werden wir im Folgenden genauer sehen, was es mit diesen Begriffen auf sich hat und was sich hinter ihnen verbirgt.
1.2.1 Debian – stabil und zuverlässig 

Debian gilt zu Recht als stabil und zuverlässig. Die Debian-Entwickler sind allerdings sehr restriktiv bezüglich Neuerungen und Veränderungen am System. Dadurch ist Debian wohl eine der stabilsten Linux-Distributionen geworden. Das hat jedoch seinen Preis. Das System ist schon lange nicht mehr up-to-date, was z. B. die Usability (Benutzerfreundlichkeit) angeht. Auch wenn dies hartgesottene Linux-Fans nicht stört, so ist es gerade für Neueinsteiger eine große Hürde. Ubuntu geht hier einen Mittelweg. Es basiert auf der sicheren Architektur von Debian und verbindet Debian mit neueren Softwarepaketen.
Debian ist eine der ältesten und beliebtesten Distributionen. Während die meisten großen Distributionen von kommerziellen Firmen ins Leben gerufen wurden (SUSE, Red Hat), ist Debian eine community-basierte Distribution. Für dieses Projekt haben sich viele engagierte Linux-Anwender zusammengesetzt und ein Linux kreiert, das Wert auf größtmögliche Stabilität legt. Das Debian-Projekt wurde offiziell am 16. August 1993 von Ian Murdock gegründet. Die Entwicklung dieser neuen Distribution begann als offenes Projekt, ganz im Sinne des GNU- oder auch des Linux-Kernel-Projekts. Dieses Kriterium erfüllte damals keine andere Distribution. Debian war darin somit ein Vorreiter unter den Distributionen.
Abbildung 1.2 Linus Torvalds, der »Erfinder« von Linux, mit einem Shirt, auf dem das Logo von Debian zu sehen ist (Quelle: http://pdg86.wordpress.com/2009/12/03/linus-with-a-debian-t/)
Der Name
Der Name »Debian« stammt vom Schöpfer der Distribution, der ihn aus dem Namen seiner Frau Debra und seinem eigenen Vornamen bildete (Deb-Ian). Die offizielle englische Aussprache für den Namen ist: »de.bi.en«. Debian war und ist ein Vorreiter in der Entwicklung von zukunftsweisenden Anwendungen. In diesem Zusammenhang sei nur auf das professionelle Paketmanagement apt-get hingewiesen, auf das ich im Abschnitt »Advanced Packaging Tool (APT)« eingehen werde. Ubuntu verwendet das gleiche Paketformat (.deb) wie Debian, und auch sonst stehen sich beide Projekte sehr nahe.
Alle Änderungen und eventuellen Verbesserungen an Debian-Paketen, die in Ubuntu vorgenommen werden, werden sofort an das Debian-Projekt weitergegeben. Zahlreiche Entwickler von Ubuntu sind ebenfalls im Debian-Projekt aktiv und betreuen dort wichtige Pakete.
Es gibt zahlreiche Fragen und Missverständnisse bezüglich der Verbindung zwischen Debian und Ubuntu. Viele dieser Fragen hat Mark Shuttleworth persönlich beantwortet. Sie finden seine Antworten in einem Interview, das Sie in einer deutschen Übersetzung nachlesen können.
Kritische Stimmen gegenüber Ubuntu
Zeitgleich mit dem wachsenden Erfolg von Ubuntu mehren sich seit Langem kritische Stimmen, die behaupten, dass Ubuntu sich bei Debian wie in einem Supermarkt bedient. Genauer gesagt wird Ubuntu vorgeworfen, dass seine Entwickler sich Pakete nähmen, ohne dafür etwas zurückzugeben. Nach Ansicht der Kritiker führt solch ein Verhalten zu einem langsamen »Ausbluten« von Debian.
Oftmals werden derartige Diskussionen sehr emotional geführt. Nachvollziehen kann man das nur, wenn man bedenkt, dass viele Entwickler Linux als Hobby betreiben und dementsprechend viel Energie und Zeit investieren. Man kann über das Vorgehen der Ubuntu-Entwickler geteilter Meinung sein. Trotzdem sollte man sich einige Fakten vergegenwärtigen:
- Ubuntu hält sich strikt an die Regeln der Open-Source-Gemeinde. Alle Softwarepakete, die von Debian übernommen werden, enthalten beispielsweise den Verweis auf den ursprünglichen Autor. Die ursprüngliche Lizenz (meistens GPL) und deren Bedingungen bleiben gewahrt.
- Die GPL verbietet unter keinen Umständen die Adaption von Softwarepaketen, solange die Bedingungen der GPL eingehalten werden.
- Einer der Grundgedanken von Open Source im Allgemeinen und der GPL im Speziellen ist der freie Zugang zu Wissen. Damit einhergehend sollte auch jede Software zugänglich, einseh- und veränderbar sein.
- Laut GPL ist niemand dazu verpflichtet, dem ursprünglichen Projekt, aus dem die Pakete stammen, etwas zurückzugeben.
Gerade der letzte Punkt stößt verständlicherweise auf großes Unbehagen. Viele Projekte bedienen sich bei Debian, aber keines hatte bisher auch nur annähernd einen derartigen Erfolg wie Ubuntu. Einige hochkarätige Debian-Entwickler sind abgewandert und bei Canonical, der Firma hinter Ubuntu, fest angestellt. Die beiden Punkte zusammen geben den ursprünglichen Bedingungen der GPL einen faden Beigeschmack.
Ohne Debian kann Ubuntu nicht existieren. Jeder Entwicklungszyklus einer neuen Ubuntu-Version beginnt mit dem sogenannten »Upstream«, dem Bedienen bei Debian. In dieser Zeit werden Tausende Pakete von Debian angenommen und an die Ubuntu-Bedürfnisse angepasst. Canonical gibt Debian Verbesserungen an Paketen zurück, die sogenannten »Patches«.
Patch: (deutsch »Flicken«). Eine Korrekturauslieferung für Software oder Daten aus Endanwendersicht, um zum Beispiel Sicherheitslücken zu schließen oder bislang nicht vorhandene Funktionalität nachzurüsten. Der Begriff stammt noch aus der Zeit, als man kleine Korrekturen an Software auf Lochkarten durch das Stanzen bzw. Zukleben einzelner Löcher bewerkstelligte. |
1.2.2 GNOME und KDE – die Standards bei (K)Ubuntu 

GNOME hat eine herausragende Stellung bei Ubuntu. Es wird als Standard-Desktop installiert, und neue Versionen von Ubuntu werden synchron mit den neuen Versionen des GNOME-Projekts veröffentlicht, das ebenfalls alle sechs Monate eine neue Version herausbringt. Des Weiteren wird dem KDE-Projekt eine hohe Bedeutung eingeräumt und ein Ubuntu mit KDE als Standard-Desktop veröffentlicht. Dieses Ubuntu erschien erstmals im April 2005 unter dem Namen »Kubuntu«. Im Kapitel »Kubuntu« erfahren Sie mehr über Kubuntu.
Moderne Arbeitsumgebungen
Auf dem X-Server bauen zwei große moderne Arbeitsumgebungen auf: KDE und GNOME. Es handelt sich bei diesen beiden Projekten nicht einfach nur um verschiedene Oberflächen – die Unterschiede sind vielfältiger. In beiden Arbeitsumgebungen ist eine Vielzahl von verschiedenen Programmen integriert. In der Praxis werden Sie eventuell nicht daran vorbeikommen, Programme beispielsweise unter GNOME einzusetzen, die eigentlich aus der KDE-Welt stammen. Lassen Sie sich aber nicht durch derartige Lagerzuordnungen verwirren. Sie werden feststellen, dass die Unterschiede nicht besonders groß sind.
Linus und GNOME
Gerade seine »Einfachheit« wird GNOME oftmals zum Vorwurf gemacht. Der Streit über fehlende Features mündete im Jahr 2005 sogar in einer Aussage von Linus Torvalds, in der er die User aufforderte, KDE statt GNOME zu benutzen. Es entbrannte eine lange Diskussion zwischen Verfechtern beider Lösungen, da sich Kritiker von GNOME durch die eingeschränkte Auswahl bevormundet fühlten. Anhänger von GNOME hingegen argumentierten, dass GNOME die Benutzer nicht überfordern will und eine Desktop-Umgebung so einfach wie möglich zu bedienen sein sollte. GNOME hat diese Kritik angenommen und hat 2006 in der Version 2.16 den von Torvalds kritisierten Druckdialog überarbeitet.
Derivate – Ubuntus Geschwister
Inzwischen gibt es eine wachsende Anzahl von Derivaten zu Ubuntu. Die drei bedeutendsten Derivate unterscheiden sich in der Wahl der Arbeitsumgebung:
- Ubuntu mit GNOME (siehe Kapitel »Erste Schritte«)
- Kubuntu mit KDE (siehe Kapitel »Kubuntu«)
- Xubuntu mit Xfce – Xfce hat den Ruf, besonders schonend mit der Hardware und sehr sparsam mit der Leistung Ihres Computers umzugehen. Zudem ist es relativ spartanisch und kann dadurch mit einer gewissen Eleganz punkten.
Derivat: Der Begriff »Derivat« (derivativ, lateinisch von derivare, »ableiten«) bezeichnet eine Ableitung. Viele Softwareprojekte spalten sich im Laufe der Zeit in mehrere Einzelprojekte auf. 1983 führte beispielsweise die Nichtverfügbarkeit des Quellcodes von UNIX zur Gründung des GNU-Projekts (»Gnu's Not UNIX«). Das Ziel des Projekts war das Erstellen eines freien und UNIX-kompatiblen Systems. GNU besitzt also einen eigenen Quellcode. Die unter der GNU General Public License (GPL) stehenden Derivate sind daher konsequent von den UNIX-Derivaten zu unterscheiden.
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Auch wenn Canonical stets den offiziellen Charakter von Kubuntu und Xubuntu betont, ist der Status der offiziellen Unterstützung unklar. Canonical bietet angeblich kommerziellen Support für beide Derivate an, stellt aber keine oder kaum Entwickler ein, um pünktlich eine LTS-Version für den professionellen Einsatz anbieten zu können. So war Xubuntu 8.04 zunächst keine LTS-Version, sondern erhielt diesen Zusatz erst mit dem »Point-Release« 8.04.1. Die Version 10.04 wurde bis heute nicht zur LTS-Version gekürt. Bei Kubuntu sieht die Sache ein wenig besser aus: Nach der Nicht-LTS-Version 8.04 ist die 10.04 wieder eine LTS geworden. Von daher bleibt festzuhalten, dass die Bezeichnung »offiziell« mehr verspricht, als sie halten kann.
Tipp 15: Mehrere Arbeitsumgebungen oder Derivate parallel installieren
Für welche Arbeitsumgebung Sie sich letztendlich entscheiden, hängt einzig und allein von Ihrem persönlichen Geschmack ab. Alle Arbeitsumgebungen haben ihre Vor- und Nachteile. Nutzen Sie doch einen der vielen Vorteile von Linux, und probieren Sie einfach die Ihnen gegebenen Möglichkeiten aus! Das Beste ist: Im Notfall brauchen Sie sich gar nicht zu entscheiden. Sie können mehrere Arbeitsumgebungen oder verschiedene Versionen von Ubuntu (sogenannte Derivate) auch parallel installieren. Wie Sie diese Konfiguration vornehmen, erfahren Sie beispielsweise im Kapitel »Kubuntu« für Kubuntu mit KDE. |
Warum GNOME?
Ubuntu wurde aus mehreren Gründen mit GNOME als Standard entworfen:
- GNOME hat im Gegensatz zu allen anderen Arbeitsumgebungen einen regelmäßigen halbjährlichen Veröffentlichungszyklus, der dem Bestreben entgegenkommt, Ubuntu regelmäßig zu aktualisieren.
- GNOME hat durch seine lange Entwicklungszeit und die frühe Unterstützung durch Firmen wie Red Hat eine große Stabilität erreicht. Dies soll aber keineswegs bedeuten, dass KDE grundsätzlich instabiler wäre. GNOME legt weniger Wert auf sogenannte »Features« und mehr Wert auf Einfachheit.
- GNOME ist »kompakter« und ressourcenschonender als KDE, und die Hardwareanforderungen können bei GNOME geringer sein. Dieser
- Punkt ist für Ubuntu wesentlich, wie Sie später noch sehen werden. Im Übrigen sind andere Window-Manager wie Xfce oder Fluxbox noch einmal deutlich ressourcenschonender als GNOME.
- Einige Ubuntu-Entwickler waren aus der GNOME-Gemeinschaft herübergewechselt. Diese Tatsache legte den Schritt nahe, sich zu Beginn auf die Arbeitsumgebung GNOME als Standard zu einigen. Ein neues Release von Ubuntu erscheint also etwa ein bis zwei Monate nach einer neuen GNOME-Version.
Unity
Inzwischen entwickelt Ubuntu eine eigene Oberfläche und damit teilweise auch ein neuartiges Bedienkonzept namens Unity (http://unity.ubuntu.com/). Dieses Projekt basiert aber immer noch zu großen Teilen auf einem umfangreichen GNOME-Unterbau. Im Kapitel »Erste Schritte« erfahren Sie mehr über Unity.
KDE und Kubuntu – auf Wunsch entstanden
Vor allem in Deutschland, wo die grafische Arbeitsumgebung KDE sehr beliebt ist, wurde der Ruf nach einem Ubuntu mit KDE als Standardarbeitsumgebung schnell lauter. Obwohl es eigentlich kein Problem war, KDE über die offiziellen Downloadquellen nachzurüsten, entstand relativ schnell das Kubuntu-Projekt. Schon mit der zweiten Ubuntu-Version, dem »Hoary Hedgehog«, entstand parallel ein eigenständiges Kubuntu. Die deutsche Kubuntu-Gemeinschaft trifft sich auf www.kubuntu-de.org oder in den zahlreichen anderen Foren rund um Ubuntu (siehe Kapitel »Hilfe«). Den Eigenheiten von Kubuntu habe ich ein eigenes Kapitel gewidmet.
Einige der oben genannten Vorteile von GNOME bedeuten nicht automatisch, dass KDE die schlechtere Wahl wäre:
- KDE ist wesentlich verwandlungsfreudiger und »verspielter« als GNOME. Es lässt sich mit Hilfe von Bordmitteln und eingebauten Features einfacher dem persönlichen Geschmack anpassen. Ich werde darauf später im Kapitel »Kubuntu« ff. noch genauer eingehen.
- Seit seinem Erscheinen verfügt KDE über eine wesentlich größere Dynamik als konkurrierende Projekte. Neue Programme und Features finden sehr schnell Einzug in diese Oberfläche. GNOME ist weitaus träger, dadurch aber auch wesentlich berechenbarer.
- Das KDE-Projekt hat sich inzwischen auch für eine regelmäßige Veröffentlichung entschieden und arbeitet an der Umsetzung.
1.2.3 Freiheit 

Linux ist eine gute Wahl, weil es frei ist! Das hört sich gut an, aber was steckt dahinter? Für die Verwendung von Linux benötigen Sie keine Lizenzen. Sie brauchen somit keine Lizenzgebühren zu zahlen, egal für welchen Zweck Sie Linux benutzen. Ein kleiner positiver Nebeneffekt ist, dass Linux hierdurch normalerweise wesentlich günstiger ist als andere Betriebssysteme. Oftmals ist GNU/Linux sogar kostenlos. Mit dem Begriff »Freiheit« wird eine Absicht verfolgt, die auch in dem Begriff »Redefreiheit« steckt, nicht aber in »Freibier«.
Offener Quellcode – Sie können sich beteiligen
Aber Sie haben als Benutzer noch viel mehr Freiheiten. Sie können sich (entsprechendes Wissen vorausgesetzt) aktiv an der Entwicklung von Linux beteiligen. Der gesamte Quellcode ist unter den Bedingungen der GPL (GNU General Public License) offen und frei verfügbar. Dieser Quellcode wird entweder gleich mitgeliefert (auf einer separaten CD) oder kann von öffentlichen Servern aus dem Internet bezogen werden. Alle Änderungen, die Sie oder andere User vornehmen, unterliegen wiederum der GPL.
Freiwillige und ehrenamtliche Entwickler
Diese Freiheit hat dazu geführt, dass sich sehr viele Menschen auf der ganzen Welt mit Linux beschäftigen, Fehler in den Programmen suchen und damit Linux und auch andere »freie« Programme immer besser werden lassen.
Wie jedes andere Produkt auch hat Linux aber nicht nur Vor-, sondern auch einige Nachteile. Diese sollen hier nicht verschwiegen werden. Ich möchte im Folgenden versuchen, die Qualitäten von Linux so objektiv wie möglich darzustellen – auch wenn man dem Autor eines Buches über Linux eine gewisse Subjektivität unterstellen kann.
Vorteile
Die folgenden Punkte sind aus meiner Sicht die größten Vorteile, die sich durch die Verwendung von Open-Source-Anwendungen im Allgemeinen und Linux im Speziellen ergeben. Es gibt noch eine Reihe weiterer Argumente, die aber teilweise nur für spezielle Systeme gelten.
- Linux ist Open Source, d. h., der Quellcode liegt offen. Dies hat den Vorteil, dass jedermann den Quellcode auf Schwächen hin untersuchen kann.
- Linux wird »demokratisch« entwickelt, d. h., dass sich gute Lösungen eher durchsetzen als schlechte (siehe den Abschnitt »Freie Software und Demokratie«).
- Linux ist ungeheuer flexibel, es läuft auf nahezu allen Computer-Architekturen. Die Spannweite reicht hier von kleinen Handhelds oder Embedded-Systemen über normale PCs, Server und Workstations bis hin zu den sogenannten Supercomputern.
- Für Linux existiert eine riesige Auswahl an frei erhältlichen Programmen. Gerade Programme, die sich über Jahre halten, haben eine exzellente Qualität erreicht und stehen den kommerziellen Produkten in nichts nach.
- Der Umgang mit Linux unterliegt keinerlei Lizenzbeschränkungen.
- Man ist nicht von einem einzelnen Softwarehersteller abhängig.
- Linux ist äußerst stabil und zuverlässig. Die überwiegende Anzahl der Server im Internet benutzen daher UNIX oder Linux als Basis. Der Anteil von Linux hieran wächst stetig.
- Linux enthält alle offenen Standards und führt keine proprietären Standards ein, die die Kompatibilität mit anderen Systemen einschränken.
- Linux bietet von Haus aus eine höhere Sicherheit als andere Betriebssysteme. Durch das Multi-User-Konzept kann jedes Programm nur mit den Rechten ablaufen, die es zum Betrieb benötigt. Der offene Quellcode macht das System durchschaubar und verständlich. Viren und trojanische Pferde sind unter Linux nur sehr schwer zu implementieren, da Sicherheitslücken und Fehler durch die große Anzahl von freiwilligen Helfern sehr schnell entdeckt werden.
Ein paar Nachteile
Natürlich gibt es auch einige Nachteile, die ich Ihnen auf keinen Fall verschweigen möchte:
- Es kann einige Probleme mit spezieller Hardware geben. Obwohl Linux und Ubuntu eine hervorragende Hardwareerkennung besitzen, gibt es Hardware, die nicht ohne Weiteres unter Linux läuft. Hierzu zählen einige Scanner, Grafikkarten, Software-Modems und auch Soundkarten. Der Grund für diese teilweise schlechte Unterstützung ist nicht bei Linux zu suchen, sondern vielmehr auf der Seite der Industrie.
- Manche Firmen verfolgen eine sehr restriktive Politik bezüglich der Offenlegung ihrer Spezifikationen. Ohne diese Kenntnis ist es Glückssache, ob ein Gerät unter Linux läuft oder nicht. Aber keine Sorge: Immer mehr Firmen erkennen den wachsenden Bedarf an Linux-Unterstützung und folgen diesem Ruf. Achten Sie am besten vor dem Kauf von Hardware auf die Linux-Kompatibilität.
- Es gibt sehr wenige (im Vergleich zu Windows) kommerzielle Spiele, obwohl viele Linux-Benutzer diese wünschen. Allerdings muss man sagen, dass die Zahl der Linux-geeigneten Spiele ebenfalls stetig wächst. Die Spielehersteller scheinen langsam umzudenken. Des Weiteren ist es möglich, mit Emulatoren und Ähnlichem einige Windows-Spiele auch unter Linux zum Laufen zu bekommen.
- Es gibt nur wenig spezielle und professionelle Software (d. h. mit Support) für Firmen. Eine Lösung dieses Problems ist ebenfalls nur eine Frage der Zeit.
- Unter Linux sind Sie gerade am Anfang noch abhängiger vom Internet als unter Windows. Richtige Unterstützung in Form von Anleitungen und Dokumentationen in Foren, Newslettern und Ähnlichem gibt es nur online. Allerdings halten Sie gerade eine gedruckte Dokumentation in Ihren Händen. Selbstverständlich benötigen Sie auch eine Internetverbindung für notwendige Updates.
- Für den Einsatz von Ubuntu brauchen Sie hier nicht zwangsläufig eine sogenannte »Flatrate«, weil Ubuntu stets nur Sicherheitsupdates zur Verfügung stellt und keine Programmaktualisierungen. Andere Linux-Distributionen wie beispielsweise Fedora gehen wesentlich sorgloser mit Ihrer Internetanbindung um.
Mit Linux kommen Kreativität und die große Tradition der Communitys, das Gemeinschaftsgefühl, zurück auf Ihren Computer. Lassen Sie sich in den Bann ziehen! Im Abschnitt »Das Linux-Denken« werde ich etwas genauer auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Windows und Linux eingehen. Für Einsteiger ist das ein idealer Abschnitt, um mehr über die Besonderheiten von Linux zu erfahren.
Und dieser Pinguin?
Linus Torvalds kündigte im Juni 1996 ein Logo für Linux an: den Pinguin. Entscheidend bei der Auswahl war ein Aquariumsbesuch 1993 in Canberra während einer Auslandsreise nach Australien. Torvalds empfand dort eine starke Sympathie für die sehr kleinen Fairy-Pinguine (Zwergpinguine), von denen ihn einer sogar in die Hand gebissen haben soll. Als er dann 1996 ein Logo suchte, kam ihm dieser Pinguin in den Sinn. Der ursprüngliche Entwurf für Tux erfolgte 1996 durch Larry Ewing mit GIMP, einem freien Bildbearbeitungspaket, das auch bei Ubuntu leicht installiert werden kann. Weitere Informationen zu GIMP erhalten Sie im Abschnitt »Bildbearbeitung«.
Abbildung 1.3 Tux – das Maskottchen von Linux, hier in seiner ursprünglichen Version von Larry Ewing
Seit 1996 ist der Pinguin Tux das offizielle Maskottchen des Betriebssystems Linux. Der Name wurde von James Hughes als Ableitung von »Torvalds Unix« vorgeschlagen. Die Entscheidung für den Pinguin fiel neben der schmerzhaften Erfahrung von Linus (siehe oben) wahrscheinlich auch aufgrund der Tatsache, dass Pinguine aussehen, als trügen sie einen Smoking (englisch tuxedo). Ein Smoking steht für die Eleganz, die auch das Betriebssystem Linux anstrebt. Außerdem werden Sie immer wieder bei der Beschreibung von Tux folgenden Satz finden: »Was nicht fliegen kann, kann auch nicht abstürzen.« Wer bei dieser Anspielung an ein Betriebssystem aus dem Hause Microsoft denkt, der liegt wohl nicht ganz falsch.