12.9 Probleme mit der Hardware – Das Soundsystem einrichten 

Für ungetrübten Multimedia-Genuss ist auch ein funktionierendes Soundsystem unabdingbar. Normalerweise richtet Ubuntu Ihr Soundsystem selbständig ein. Sollte es dabei einmal zu Schwierigkeiten kommen, dann hilft Ihnen dieser Abschnitt.
Abbildung 12.24 Soundeinstellungen unter GNOME
Mittlerweile hat in nahezu alle Linux-Distributionen das Soundsystem ALSA Einzug gehalten (siehe dazu auch den Abschnitt »ALSA und PulseAudio – das Soundsystem«). ALSA steht für Advanced Linux Sound Architecture und bietet mehr als nur die Steuerung des Lautstärkevolumens der angeschlossenen Boxen. Werden Sie direkt nach dem Einloggen in die grafische Oberfläche von einem Startklang begrüßt, dann können Sie davon ausgehen, dass das Soundsystem während der Installation korrekt eingerichtet wurde.
Zu Problemen mit dem Sound kann es unter Ubuntu dann kommen, wenn Applikationen noch das ältere OSS-System verwenden. Zu derartigen Programmen gehören das Flash-Plug-in sowie die Voice-over-IP-Software Skype. Hier kann es passieren, dass mehrere Soundquellen zeitgleich den Soundserver beanspruchen und dieser nur eine Quelle zum Zuge kommen lässt.
Hardwaremixing
Abhilfe schafft Soundhardware, die über die Eigenschaft des Hardwaremixings verfügt, also sozusagen die Aufgabe des Soundservers übernimmt. Folgende Soundkarten zählen beispielsweise dazu:
- Aureal Vortex2 (au8830)
- Creative Sound Blaster Audigy2 ZS
- EMU10K1 – Sound Blaster Live! (rev.7)
- Terratec DMX Xfire 1024
Für GNOME wird PulseAudio verwendet. Mehr Informationen erhalten Sie im Abschnitt »ALSA und PulseAudio – das Soundsystem«.
12.9.1 Phonon für KDE – mehr als ein Soundserver 

In KDE 4 kommt Phonon zum Einsatz. Dieses ist nicht nur ein Soundserver, sondern eine Programmierschnittstelle. Phonon unterstützt als Hüllenklasse verschiedene Backends, so dass KDE-Anwendungen unabhängig vom tatsächlich verwendeten Backend sind. Änderungen amSoundsystem können so zentral durchgeführt werden, ohne dass in die Anwendungen eingegriffen werden muss. Neben xine- und VLC-Backends gibt es auch Phonon-aRts, das jedoch nicht mehr weiterentwickelt wird. Damit sollten KDE-3-Anwendungen weiterhin unter KDE 4 lauffähig sein. Es ist möglich, über die entsprechenden Pakete das verwendete Backend auszutauschen.
Die Einstellungen von Phonon können Sie über K-Menü • Systemeinstellungen • Multimedia verändern. Im Reiter Geräteprioritäten lässt sich beispielsweise auch die Verwendung mehrerer Soundkarten einfach regeln. Welches Backend benutzt werden soll, legen Sie im Reiter Backend fest (siehe Abbildung).
Surround-Sound regeln – der Alsamixer
Zur Justierung eines 5.1-Dolby-Surround-Soundsystems empfiehlt sich auch die Verwendung des Alsamixers. Dieser wird in einer Konsole mit dem Befehl alsamixer aufgerufen und bietet nach dem Start eine Vielzahl von Reglern, die es gestatten, sämtliche Varianten des 3D-Klangs mit einer mehrkanalfähigen Soundkarte zu produzieren (siehe Abbildung).
Unter KDE gelangen Sie zu einer grafisch schöner anzusehenden Mixervariante, indem Sie mit der rechten Maustaste auf das Lautsprechersymbol in der Taskleiste klicken und über das Kontextmenü das Mixerfenster öffnen. Anfänger verbringen oft Stunden mit der Konfiguration von 3D-Sound oder AC3-Sound (Dolby Digital 5.1) mit dem Alsamixer. Die Tabelle fasst die wichtigsten Kanäle für die weitverbreiteten Sound-Blaster-Live-Karten und deren Funktion zusammen, um den Einstieg zu erleichtern.
Abbildung 12.25 »Phonon« – die Multimediaschnittstelle von KDE 4
Abbildung 12.26 Dolby-Surround-Downmix mit dem »Alsamixer«
Reglername | Funktion |
Tone |
Bass-/Höhenregler |
3D Control Switch |
3D-Kontrolle an/aus |
3D Depth |
räumliche Tiefe des Klangs |
3d Rear Depth |
Hintergrundtiefe des Klangs |
PCM |
PCM-Volumen |
Surround |
5.1-Surround-Effekte |
Center, LFE |
Center- und Subwoofer-Regler |
Wave |
Wiedergabe von Wave-Dateien |
SB Live Analog/Digital |
Umschalter für externen Dolby-Digital-Ausgang S/PDIF |
12.9.2 ALSA und PulseAudio – das Soundsystem 

Im Folgenden werde ich Ihnen einige grundlegende Dinge zur Soundarchitektur von Ubuntu erläutern. Eine Soundarchitektur ist essentiell nötig für sämtliche Klänge, die Ihr Computer aus den Lautsprechern ausgeben kann. Diese Aufgabe ist bei Weitem nicht so trivial, wie es zunächst den Anschein hat. Eine Soundarchitektur besteht aus zwei Komponenten:
- Soundsystem
– es stellt die Grundlage dar (Treiber für Hardware, Aus- und Eingabe).
- Soundserver
– er richtet die Infrastruktur für die Kommunikation verschiedener Anwendungen mit dem Soundsystem ein.
Wir werden uns im Folgenden näher mit diesen beiden Komponenten beschäftigen.
Grundlage der Soundarchitektur
ALSA (Advanced Linux Sound Architecture) ist ein freies Linux-Kernel-Modul, das eine große Anzahl von unterschiedlichen Kernel-Treibern für Soundkarten durch einen einzelnen Gerätetreiber abstrahiert. Diese Abstraktion hat den Vorteil, dass die Unterschiede verschiedener Soundkarten intern behandelt werden und somit den darüberliegenden Soundservern eine einfache Kommunikation mit verschiedenen Soundgeräten ermöglicht wird.
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Das Projekt entstand 1998 ursprünglich als Treiber für eine einzelne Soundkarte und wurde erst 2002 in den Entwicklungszweig der Kernel-Version 2.5 aufgenommen. Mit der Kernel-Version 2.6 löste ALSA im Dezember 2003 das veraltete Open Sound System (OSS) ab. ALSA bietet folgende Vorteile:
- guter Support für alle Arten von Audioschnittstellen wie normale Soundkarten oder professionelle Multichannel-Soundkarten
- modularisierte Soundtreiber
- ein multiprozessor- und thread-sicheres Design
- eine Userspace-Bibliothek (alsa-lib), die die Anwendungsentwicklung vereinfacht und eine höhere Funktionalität bietet
- Unterstützung für das alte OSS-Interface zwecks Kompatibilität
- bessere Qualität der Treiber gegenüber den entsprechenden OSS-Varianten
Die Konfiguration von ALSA läuft dabei gar nicht so anders wie die von OSS ab. Sie müssen auch die entsprechenden Module samt Parametern laden. Damit man die ALSA-Module von ihren entsprechenden OSS-Äquivalenten unterscheiden kann, haben diese alle ein snd- vor ihrem Namen.
# lsmod Module Size Used by … snd_via82xx 25184 3 snd_seq_oss 34560 0 snd_seq_midi_event 7936 1 snd_seq_oss … snd 52516 17 …
Real-Time Transport Protocol
Das Real-Time Transport Protocol (RTP) ist ein Protokoll zur kontinuierlichen Übertragung von audiovisuellen Daten (Streams) über IP-basierte Netzwerke. Es dient dazu, Multimedia-Datenströme (Audio, Video, Text etc.) über Netzwerke zu transportieren, d. h., die Daten zu kodieren, zu paketieren und zu versenden. Es findet Anwendung in vielen Bereichen, unter anderem wird es bei den IP-Telefonie-Technologien H.323 und SIP dazu genutzt, die Audio/Video-Streams des Gesprächs zu übertragen.
Adapter
PulseAudio verwendet sogenannte Adapter, die es den Anwendungen erlauben, andere Soundsysteme zu nutzen. Diese Adapter sorgen unter anderem dafür, dass wirklich alle Audioströme über PulseAudio umgeleitet werden. Der Server arbeitet als Vermittler dieser Daten. Die Daten werden ausgehend von einer Anwendung an den Soundserver übergeben, der diese dann meistens direkt bis zu den Hardwaretreibern »durchschleift«. An dieser Stelle erfolgt nun entweder eine direkte Wiedergabe, also die Ausgabe an die entsprechende Hardware, oder die Weiterleitung zurück an den Soundserver. Der Soundserver wiederum kann nun entscheiden, ob er die Daten anderen Anwendungen zur Verfügung stellt oder sie eventuell über ein Netzwerk verteilt.
Klangthemen
Klangthemen werden in GNOME nun durch libcanberra verwaltet, die die Freedesktop.org-»Sound Theme and Naming«-Spezifikation implementiert. Sie können nun genauso einfach wie grafische Themen installiert werden. Dank libcanberra geraten Alarmklänge von Anwendungen nicht mehr in Konflikt mit Ihrer Musik- oder Videoanwendung. Sie können beispielsweise diese wichtigen Klänge eingeschaltet lassen, während Sie im Vollbildmodus einen Film anschauen. Sie erreichen die Einstellung dieser Klangthemen über System • Einstellungen • Audio (Klänge).
Tipp 178: Den internen PC-Lautsprecher deaktivieren
Wenn Sie ein Anhänger absoluter Stille sind, haben Sie sich bestimmt schon manchmal gewünscht, den internen Lautsprecher Ihres PCs oder Notebooks ausschalten zu können. In einem solchen Fall könnten Sie entweder das Kabel des Lautsprechers von Ihrem Mainboard abziehen oder die Funktion im Kernel deaktivieren. Letzteres geschieht über das sogenannte Blacklisten des zugehörigen Moduls. Dazu müssen Sie lediglich den folgenden Befehl in einem Terminal absetzen: echo "blacklist pcspkr" | sudo tee -a /etc/modprobe.d/blacklist Nach einem Neustart schweigt der interne PC-Lautsprecher. Für die Bash-Shell gilt: echo "set bell-style none" >> ~/.inputrc Sie können den Lautsprecher auch temporär ausschalten, indem Sie durch modprobe -r pcspkr das passende Modul aus dem Kernel entfernen. |