17.8 VirtualBox 

Oracle bietet mit VirtualBox eine eigene sehr leistungsstarke Virtualisierungslösung für die x86-Plattform an. Zwei Versionen mit verschiedenen Lizenzen sind verfügbar:
1. | Das Produkt Oracle xVM VirtualBox steht mit allen Funktionen unter proprietärer Lizenz, darf aber für persönliche Zwecke sowie zur Verwendung in Bildungseinrichtungen kostenfrei genutzt werden. |
2. | Darüber hinaus existiert die VirtualBox Open Source Edition (OSE), der diverse Funktionen fehlen und die unter der GNU General Public License Version 2 steht. |
17.8.1 Proprietäre Version 

Die proprietäre Version bietet einige Funktionen, die in der OSE deaktiviert sind. Dazu gehört auch der USB-Support, der in vielen Fällen sehr nützlich ist. Um z. B. auf einen USB-Stick zuzugreifen, müssen Sie in den Einstellungen der virtuellen Maschine zunächst USB aktivieren. Bevor oder nachdem die virtuelle Maschine läuft, können Sie nun den USB-Stick anschließen. Sie finden dann unter Geräte • USB-Geräte den USB-Stick, den Sie noch per Mausklick aktivieren müssen.
Paketquelle
Oracle bietet für die einfache Installation der proprietären Version ein externes Repository für Debian und Ubuntu an. Um dieses einzubinden, öffnen Sie die Verwaltung der Software-Paketquellen im Software-Center unter Bearbeiten • Software-Paketquellen. Innerhalb des Reiters Software von Drittanbietern können Sie durch den Button Hinzufügen neue Paketquellen definieren. Abhängig von der von Ihnen verwendeten Ubuntu-Version müssen Sie hier die entsprechende Zeile hinzufügen:
deb http://download.VirtualBox.org/VirtualBox/debian natty non-free
Alternativ können Sie die zugehörige Konfigurationsdatei unter /etc/apt/sources.list auch manuell editieren. Die Pakete in dem neuen Repository sind von Oracle signiert, damit Sie sicher sein können, dass Sie aus dieser Paketquelle ausschließlich die getesteten Originalpakete erhalten. Um diese signierten Pakete ohne Warnmeldung installieren zu können, müssen Sie einmalig den zugehörigen Schlüssel von Oracle auf Ihrem System installieren. Dies geschieht durch den folgenden Befehl:
wget -q http://download.VirtualBox.org/VirtualBox/debian/oracle_vbox.asc \ -O- | sudo apt-key add -
Die obigen Kommandos müssen Sie im Terminal »am Stück« eingeben. Die Installation geschieht durch die Eingabe der folgenden Zeile, oder indem Sie nach dem Begriff »VirtualBox« in Synaptic suchen (die Versionsnummer kann variieren):
sudo apt-get install VirtualBox-4 dkms
Das Paket dkms stellt sicher, dass die VirtualBox-Kernel-Module des Wirtsystems (vboxdrv, vboxnetflt und vboxnetadp) bei einem Update des Linux-Kernels ebenfalls aktualisiert werden. Bei der Installation wird eine Gruppe vboxusers (sofern noch nicht vorhanden) angelegt, in der die Nutzer von VirtualBox Mitglied sein müssen. Sie bestätigen diese Abfrage, indem Sie die Leertaste drücken. Sie starten anschließend das Programm über das Menü Anwendungen • Systemwerkzeuge • Oracle xVM VirtualBox. Beim erstmaligen Starten müssen Sie der Lizenz zustimmen. Hierbei müssen Sie den gesamten Text hinunterscrollen, damit das Auswahlfeld aktiviert wird.
Tipp 244: USB-Support-Fehler in VirtualBox beheben
Leider benötigt der USB-Support zwingend HAL (Hardware Abstraction Layer). In Ubuntu wurde HAL allerdings komplett durch DeviceKit ersetzt, so dass noch offen ist, ob die künftigen von Oracle bereitgestellten Pakete einen USB-Support auch ohne HAL bieten können. Als Workaround können Sie vor dem Start von VirtualBox in einem Terminal sudo hald --daemon=no eingeben. |
Fertiges Paket
Auf http://www.VirtualBox.org/wiki/Downloads finden Sie unter dem Link VirtualBox x.y.z for Linux hosts auch fertige .deb-Pakete für verschiedene Ubuntu-Versionen, die Sie herunterladen und per Doppelklick mit dem GDebi-Paketinstaller installieren können. Nach der Installation finden Sie den entsprechenden Menüeintrag unter Anwendungen • Systemwerkzeuge • OracleVirtualBox. Beim ersten Start ist das Zustimmen zur Lizenz notwendig (dies ist erst möglich, nachdem der Text einmal durchgescrollt wurde).
Diese Installationsvariante ist allerdings nur bedingt zu empfehlen. Zum einen bekommen Sie auf diesem Weg keine eventuell vorhandenen Updates »frei Haus« geliefert, sondern müssen manuell dafür Sorge tragen, dass Sie keine Updates verpassen. Wenn Sie an Ihrem Rechner sowieso keine Internetverbindung haben, bietet sich diese Möglichkeit durchaus an. Zum anderen müssen Sie sich bei dieser Variante manuell zur Gruppe vboxusers hinzufügen. Sie rufen dafür System • Systemverwaltung • Benutzer und Gruppen auf. Unter Gruppen verwalten finden Sie die Gruppe vboxusers. Klicken Sie auf Eigenschaften, und setzen Sie einen Haken neben die Benutzernamen, die Mitglied der Gruppe sein sollen.
Abbildung 17.21 Eine virtuelle Maschine für jeden Zweck
Arbeiten mit VirtualBox
Nach dem Start des Programms öffnet sich der Hauptbildschirm. Der linke Teil dieses Fensters zeigt eine Liste aller virtuellen Maschinen auf Ihrem Computer. Diese Liste ist zu Beginn leer, wenn Sie noch keine virtuelle Maschine erstellt haben. Für den Fall, dass Sie bereits VirtualBox OSE genutzt haben, finden Sie Ihre bereits erstellten virtuellen Maschinen dort wieder.
Abbildung 17.22 Es sind nur wenige Vorbereitungen für das Anlegen einer virtuellen Maschine zu treffen.
Um eine virtuelle Maschine anzulegen, klicken Sie auf Neu in der Symbolleiste am oberen Rand des Fensters. Im folgenden Dialogfenster (siehe Abbildung) vergeben Sie nun als Erstes einen Namen für Ihre neue virtuelle Maschine und wählen anschließend das gewünschte Betriebssystem und die Version, die Sie installieren wollen, aus.
Abbildung 17.23 Es empfiehlt sich, ausreichend Arbeitsspeicher zur Verfügung zu haben.
Im nächsten Fenster (siehe Abbildung) können Sie per Schieberegler Ihrer neuen virtuellen Maschine einen maximalen Anteil Ihres Arbeitsspeichers zuteilen. Sie müssen hier einen Kompromiss zwischen der Leistung des Gast- und der des Wirtsystems finden.
Virtuelle Festplatte
Es geht weiter mit der Einrichtung der virtuellen Festplatte. Sinnvoll ist hier auf jeden Fall die Einstellung Dynamisch wachsendes Medium, gerade wenn Sie nur einmal ein neues Betriebssystem testen wollen. Schließlich können Sie per Schieberegler die Größer der virtuellen Festplatte bestimmen. Bedenken Sie, dass gerade Windows-Systeme viel Speicherplatz beanspruchen – bei der oben empfohlenen Einstellung besetzt das Gastsystem nur den tatsächlich gebrauchten Speicherplatz, so dass hier eine großzügigere Einstellung zu empfehlen ist.
Abbildung 17.24 Die Größe der virtuellen Festplatte müssen Sie während der Einrichtung festlegen
Installation
Um ein Betriebssystem in einer virtuellen Maschine zu installieren, müssen Sie entweder eine CD/DVD oder eine Image-Datei einbinden. Dies geschieht, indem Sie im Eigenschaftenfenster, das im rechten Teil des Übersichtsfensters erscheint, wenn Sie eine virtuelle Maschine ausgewählt haben, auf Massenspeicher klicken. Wenn Sie dort das CD-Symbol anklicken, können Sie im rechten Teil entweder das Host-Laufwerk oder eine Datei auswählen. Wenn Sie einen Haken bei Passthrough setzen, können Sie vom Wirtssystem aus auch beispielsweise einen CD-Brenner nutzen.
Mit einem Klick auf Starten geht es dann los, Ihre virtuelle Maschine bootet, und Sie können mit der Installation des gewählten Betriebssystems beginnen. Wie dabei im Einzelnen vorzugehen ist, richtet sich nach dem jeweiligen System.
Gasterweiterungen
Wenn Sie Ihr Gastsystem fertig installiert haben, empfiehlt sich die Installation der sogenannten »Gasterweiterungen«. Klicken Sie dazu zunächst auf Geräte • Gasterweiterungen installieren ... (siehe Abbildung); dies führt dazu, dass im Gastsystem eine CD mit Skripten für alle unterstützten Betriebssysteme eingebunden wird. Ist das Gastsystem ein Linux-System, müssen Sie eventuell vorher noch sogenannte »Kernel-Header« sowie einen C-Compiler installieren. Für Ubuntu und seine Derivate haben Sie mit den folgenden Paketen alles, was Sie brauchen:
- linux-headers-generic
- build-essential
Abbildung 17.25 Die Gasterweiterungen lassen sich durch einen Mausklick installieren.
Wenn sich Nautilus geöffnet hat, können Sie durch einen Doppelklick auf die ausführbare Datei die Installation starten. Nach einem Neustart stehen Ihnen dann diverse Komfortfunktionen wie eine automatische Anpassung der Auflösung des Gastsystems an die Fenstergröße oder der automatische »Mausfang« zur Verfügung. Zu VirtualBox ist ebenfalls bei Galileo Computing ein Buch des Autors Dirk Becker erschienen. Sie erhalten weitere Informationen zu diesem Titel unter der Adresse www.galileocomputing.de.
Tipp 245: iPod und iPhone in Virtualbox aktualisieren
Ein virtuelles Windows eignet sich natürlich hervorragend dazu, vorhandene iPods und iPhones zu aktualisieren. Unter Linux ist dies nicht ohne weiteres möglich, da für sämtliche Aktualisierungen die Installation von iTunes zwingend vorausgesetzt wird. Die Lösung besteht darin, dass Sie iTunes in einem virtuellen Windows installieren. Leider hat das Update der Apple-Geräte einen kleinen Haken, der zum Abbruch führt: Während der Aktualisierung geschieht ein ID Change und das angehängte Gerät wird plötzlich nicht mehr erkannt. Sie erhalten die Fehlermeldung Ein unbekannter Fehler ist aufgetreten. Fehler 1604. Die Lösung ist naheliegend und schnell gefunden: Weisen Sie der USB-Schnittstelle einen USB-Filter zu, der verhindert, dass es zu einem solchen ID Change kommt. Dazu klicken Sie mit der rechten Maustaste auf die ausgeschaltete virtuelle Maschine und wählen Sie Ändern • USB. Fügen Sie hier einen USB-Filter hinzu, der im Feld Hersteller die Zeichenfolge Apple Inc. enthält. |
17.8.2 VirtualBox OSE 

Wenn Sie lieber auf Open-Source-Software setzen, dann bietet Sun mit VirtualBox OSE auch für Sie das Richtige. Sie finden die aktuelle Version in den Ubuntu-Paketquellen. Die Sun-Website stellt nur den Quellcode bereit, dieser muss dann selbst kompiliert werden.
Nach der Installation und einem Ab- und Anmelden finden Sie den entsprechenden Eintrag im Anwendungsmenü. Grundsätzlich erfolgt die Bedienung völlig analog zu der der proprietären Version.
Abbildung 17.26 Sie sind nicht auf eine virtuelle Maschine beschränkt.