»Aliena vitia in oculis habemus, a tergo nostra.« (deutsch: »Fremde Laster sehen wir vor uns, unsere eigenen sind im Rücken.«) Lucius Annaeus Seneca (ca. 1–65 n. Chr.), römischer Philosoph
7 Kubuntu
Was Sie in diesem Kapitel erwartet
Nach seinem Start im Oktober 2004 blieb Ubuntu nicht lange allein. Zuerst erschien 2005 Kubuntu, ein Ubuntu mit KDE als Standard-Desktop. Daneben gibt es Varianten wie Edubuntu, Ubuntustudio und Mythbuntu sowie »Sondereditionen« wie die Satanic Edition oder die Christian Edition. Ein weiterer Spross der Ubuntu-Familie ist Xubuntu, ein Ubuntu mit der Arbeitsumgebung Xfce. Xubuntu ist schon seit Längerem in der Entwicklung, aber erst seit Juni 2006 ist es möglich, Xubuntu über die offiziellen Downloadserver zu bekommen. Doch trotz dieser weiteren »Sprösslinge« ist Kubuntu das meistgenutzte Derivat. Daher will ich Ihnen in diesem Kapitel in Form einer kurzen Tour einen ersten Einblick in diese Ubuntu-Variante geben.
Derivat: Bei unterschiedlichen Varianten einer bestimmten Software, in unserem Fall von Ubuntu, spricht man von sogenannten Derivaten (deutsch: »Abkömmling«; von lateinisch derivare – »ableiten«). Allgemein bezeichnet dies eine Struktur, die von einer anderen abgeleitet ist. |
Eventuelle Besonderheiten bei der Installation erfahren Sie im Abschnitt »Kubuntu installieren«. Wie Sie Kubuntu neben Ihrem existierenden Ubuntu mit einfachsten Mitteln problemlos parallel installieren, lesen Sie unter dem Stichpunkt »Parallelinstallation«.
Benötigtes Vorwissen
Es sind keine Vorkenntnisse nötig.
Generelles vorab
Zeitgleich mit der Freigabe von Ubuntu 5.04 »Hoary Hedgehog« erschien 2005 auch die erste offizielle und stabile Version von Kubuntu. Die Adresse der offiziellen Seite lautet www.kubuntu.org. Nach einigen Diskussionen im Sommer 2006 wird Kubuntu inzwischen als gleichwertig zu Ubuntu betrachtet. Beachten Sie hierzu auch den Auftritt von Mark Shuttleworth auf dem Linux-Tag 2006 (siehe Abbildung).
Ubuntu mit KDE
Der Unterschied zu Ubuntu besteht darin, dass Kubuntu KDE statt Unity bzw. (in früheren Versionen) GNOME als Standard-Desktop-Umgebung nutzt. Da eine Desktop-Umgebung auch immer ihren eigenen bunten »Strauß« an Anwendungen mitbringt, ergeben sich durch diese vermeintlich kleine Änderung viele Unterschiede zum »regulären« Ubuntu. Daher werde ich an dieser Stelle Kubuntu einen eigenen Abschnitt widmen.
KDE ist eine sehr stark konfigurierbare Desktop-Umgebung mit zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten. Im Gegensatz zu GNOME setzt KDE hier darauf, dem Nutzer maximale Anpassungsmöglichkeiten an die eigenen Bedürfnisse zu bieten, und nicht darauf, die Möglichkeiten begrenzt und dadurch übersichtlich zu halten. Auf den ersten Blick kann das recht verwirrend und fast chaotisch erscheinen. Wenn Sie Ihr System aber gern komplett an Ihre Bedürfnisse anpassen, dann wird KDE Ihnen gefallen. Für Kubuntu wird ein angepasstes KDE verwendet, das etwas »abgespeckt« wurde, um die anfangs erwähnte Unübersichtlichkeit zu reduzieren.
Neues in Natty Narwhal
Wie nicht anders zu erwarten, bietet Kubuntu 11.04. mit KDE 4.6 die aktuelle Version der Desktopumgebung samt der zugehörigen Anwendungen. Die vielleicht wichtigste Änderung »unter der Haube« ist der Umstieg auf GStreamer als Backend in Phonon.
Für die Fans von GTK-Anwendungen unter Kubuntu gibt es ein neues Theme namens oxygen-gtk, welches die optische Integration gegenüber früheren Kubuntuversionen deutlich verbessern soll. Auch Kubuntu hat nun das von Ubuntu schon länger verwendete Indicator Applet, ein Briefumschlagsymbol im Systemabschnitt der Kontrollleiste, welches die Benachrichtigungen verschiedener Programme bündelt.
Historie
Das KDE-Projekt wurde 1996 ins Leben gerufen. Zu dieser Zeit stand das »K« noch für »Kool«. Inzwischen wurde diese Bedeutung aufgegeben. 1998 schließlich erschien KDE in der Version 1.0. Zunächst erntete es nicht nur Zustimmung: Insbesondere wurde an der Verwendung der Oberflächenbibliothek Qt von Trolltech Kritik geübt – diese war nämlich unfrei. Sie können sich vorstellen, dass das bei einer Desktop-Umgebung für GNU/Linux nicht auf Begeisterung stieß. Trotzdem wurde KDE schnell in verschiedene Linux-Distributionen aufgenommen, und schließlich wurde Qt in einer freien Version zur Verfügung gestellt.
Qt: Klassenbibliothek für die plattformübergreifende Programmierung grafischer Benutzeroberflächen unter C++. Qt wird besonders in den Bibliotheken des K Desktop Environments verwendet. Qt wird von der norwegischen Firma Trolltech entwickelt und steht seit dem Jahr 2000 sowohl unter der GNU General Public License (GPL) als auch unter einer kommerziellen Lizenz. |
Korrekterweise müsste in diesem Kapitel immer »KDE Software Compilation« anstelle von KDE stehen, da seit dem 24. November 2009 mit dem Begriff »KDE« die KDE-Community gemeint ist. Die eigentliche Desktop-Umgebung wird nun offiziell als »KDE Software Compilation« bezeichnet, worauf wir aber aus Gründen der Lesbarkeit verzichten.
Übersetzt in mehr als 60 Sprachen
Genau wie GNOME wurde KDE in viele Sprachen übersetzt. Mittlerweile sind es mehr als 60 – darunter sogar Plattdeutsch und Latein (die Pakete für Plattdeutsch sind language-pack-nds, language-pack-nds-base und koffice-l10n-nds).
7.1 Kubuntu installieren 

Linux-Insider haben es längst bemerkt: Ubuntu bevorzugt als Standarddesktop offensichtlich GNOME, auch wenn Unity mittlerweile als Standarddesktop zum Einsatz kommt. Nun gibt es aber eine große Zahl von Anwendern, die statt mit Unity oder GNOME lieber mit dem KDE-Desktop arbeiten. Oft fühlen sich Windows-Umsteiger damit tendenziell wohler. Sie haben prinzipiell vier Möglichkeiten, mit Ubuntu zu einem KDE-Desktop zu gelangen:
- Einzelinstallation
Laden Sie sich ein Kubuntu-Abbild von der Seite www.kubuntu.org, oder nehmen Sie das Image von DVD 2, und brennen Sie dieses Image. Wie dies im Einzelnen funktioniert, erfahren Sie im Abschnitt »CDs und DVDs erstellen und brennen«. Alternativ dazu können Sie natürlich auch einen USB-Stick verwenden. Die Installation von Kubuntu läuft größtenteils analog zu dem im Kapitel »Die Installation«, beschriebenen Verfahren ab.
- Parallelinstallation
Ein bestehendes Ubuntu-System lässt sich auch leicht um den KDE-Desktop erweitern. Dazu müssen Sie lediglich das Metapaket kubuntu-desktop installieren. Da Unity bzw. KDE lediglich die Desktop-Umgebung von Ubuntu darstellt, lässt sich eine bestehende Installation problemlos von einem Ubuntu in ein Kubuntu umwandeln. Dafür steht das Metapaket kubuntu-desktop zur Verfügung, das alle benötigten Pakete installiert. Für ein deutsches System müssen Sie zusätzlich language-pack-kde-de und language-pack-kde-de-base installieren.
Während der Installation werden Sie gefragt, ob Sie gdm oder kdm als Anmeldungsmanager verwenden möchten. Sofern Sie die GNOME-Umgebung parallel nutzen wollen, empfiehlt sich die Verwendung von gdm, da kdm ein direktes Herunterfahren des Systems aus einer GNOME-Umgebung nicht ermöglicht. Wie Sie den Standard-Anmeldungsmanager nachträglich wechseln, ist im folgenden Abschnitt beschrieben. Nach der beendeten Installation müssen Sie sich noch einmal abmelden und dann im Menü des Anmeldungsmanagers unter Sitzungen die Option KDE auswählen. Anschließend können Sie Ihr System über die KDEOberfläche betreten.