24.5 Xen installieren 

Allgemein bedeutet die Installation von Xen einen tiefen Eingriff in Ihr System. Der Grund dafür ist, dass es sich bei Xen nicht um ein klassisches Softwarepaket handelt, sondern um eine mehrschichtige Architektur, die aus einem angepassten Kernel und dem Hypervisor besteht, der quasi direkt auf der Hardware läuft (»bare Metal«) und als Schnittstelle zwischen dieser und den virtuellen Maschinen oder Domains dient. Die wichtigste dieser Domains ist die privilegierte Domain0, die das gesamte System steuert und die unprivilegierten Domains (domU) hostet. Sie haben generell zwei Möglichkeiten, unter Ubuntu zu einem funktionsfähigen Xen zu gelangen:
1. | Die einfachste Variante ist das Installieren durch die distributionsspezifischen Pakete. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass die Funktion von Xen und die Integration in die Distribution getestet wurden. Allerdings haben Sie oftmals nicht die aktuellste Version in den Paketquellen, so dass Sie auf etwaige Neuerungen in Xen verzichten müssen. |
2. | Etwas aufwendiger, aber dafür auf jeden Fall aktueller, ist die Installation von Xen aus den Quellen. Hierfür bietet Xen auf der Website www.xen.org einen Downloadbereich, in dem Sie die nötigen Tarballs herunterladen können. Das herunterzuladende Archiv enthält den Hypervisor, einige Patches und Werkzeuge für das Wirtssystem, um den Hypervisor zu kontrollieren. |
24.5.1 Verwendung der Distributionspakete 

Der Linux-Kernel stellt ab Version 2.6.21 die Rahmenbedingungen für den Betrieb unterhalb eines beliebigen Hypervisors in Form von sogenannten paravirt ops bereit. Seit Version 2.6.23 ist eine eingeschränkte Unterstützung für den Betrieb unter Xen integriert. Dieser Basis-Support unterstützt jedoch zahlreiche Möglichkeiten von Xen nicht, beispielsweise das (dynamische) Durchreichen von PCI-Geräten oder dynamische Speichervergrößerungen.
Installation – Desktop versus Server
Ubuntu bietet generell zur einfachen Installation von mehreren aufeinander angewiesenen Paketen sogenannte Meta-Pakete an. Wie die Anzahl der Xen-Meta-Pakete bereits vermuten lässt, gibt es zwei grundlegende Möglichkeiten zur Installation von Xen:
- ubuntu-xen-desktop – Zum einen können Sie Xen bei einem existierenden Desktop-System nachinstallieren. Diese Möglichkeit eignet sich bevorzugt für Privatanwender, die bereits ein funktionierendes Produktivsystem haben und ein weiteres Betriebssystem (z. B. Windows) installieren möchten.
- ubuntu-xen-server – Zum anderen vereinfacht ein spezielles Meta-Paket die Installation von Xen auf einem Server. Die Unterschiede zwischen den beiden Installationsarten sind gering und bestehen nur darin, dass die für einen grafischen Betrieb nötigen Pakete nicht installiert werden.
ConVirt
Eine grafische Oberfläche zur Verwaltung von Xen-Instanzen und virtuellen Maschinen bietet ConVirt (Controlling Virtual Systems). Sie finden dieses Programm unter der Internetadresse www.convirture.com. Im Downloadbereich der Seite können Sie allerdings die Quelldateien der neuesten Version herunterladen; die Installation ist innerhalb weniger Sekunden erledigt.
1. | Wechseln Sie in das Verzeichnis, in das Sie das heruntergeladene Archiv entpackt haben: |
cd ~/convirt.2.0/
2. | ConVirt ist in Python geschrieben, so dass Sie zur Ausführung dieser Programme auch die entsprechenden Python-Pakete installieren müssen. Sie benötigen die Pakete Python-rpm und Python-Paramiko (www.lag.net/paramiko), das SSH-basierte Verbindungen für Python-Anwendungen erlaubt. Alle Management-Programme verwenden diese SSH-Verbindungen, um Kontakt zu den virtuellen Maschinen aufzunehmen. |
3. | Stellen Sie sicher, dass die Rechte korrekt gesetzt sind: |
sudo chmod 0755 ./ConVirt
4. | Starten Sie ConVirt: |
sudo ./ConVirt
Mit diesem Programm ist es möglich, in sehr wenigen Schritten neue virtuelle Maschinen anzulegen. Im sogenannten Image Store befinden sich zu diesem Zweck einige vordefinierte Konfigurationen, beispielsweise für Fedora und CentOS, aber auch für eine beliebige Linux- und Windows-Installation von einem Wechselmedium. Der Image Store fungiert sozusagen als VMRepository für ConVirt.
Abbildung 24.2 »ConVirt« ist der Nachfolger von »XenMan«. Nur mit ConVirt lässt sich Xen ab Version 3.3 effektiv nutzen, mit XenMan ist dies nicht möglich.
Speicherort wechseln
Standardmäßig nutzt das Programm den Ordner image_store in dem Arbeitsverzeichnis, in dem Sie das Programm entpackt haben. Wenn Sie stattdessen ein anderes Verzeichnis verwenden möchten, beispielsweise um mehr Speicherplatz zu gewinnen, steht ein kleines Skript bereit, das es Ihnen ermöglicht, eine Kopie des Image Stores an einem beliebigen Ort anzulegen. Selbstverständlich können Sie hier auch einen anderen Server oder einen Netzwerkspeicher als Ort angeben.
sudo sh ./install/common/mk_image_store <Pfad>
Da dieser Speicherort als Repository verwendet wird, genügt es dieses Verzeichnis mit einem einfachen Befehl wie cp zu kopieren. Wenn Sie einen neuen Speicherort für das Repository angeben, müssen Sie dies der Konfigurationsdatei convirt.conf mitteilen. Editieren Sie hierzu die Angaben unter image_store und appliance_store values. Wenn Sie das Skript ohne die Pfadangabe starten, wird das Repository unter /var/cache/convirt erstellt.
24.5.2 Xen-Quellpakete manuell installieren 

Sie können die Xen-Quellpakete auch manuell installieren. Der erste Schritt besteht darin, dass Sie sich die aktuelle Xen-Version vom Server des Projekts herunterladen. Das Verzeichnis hierfür befindet sich unter www.xen.org/download/. Laden Sie sich dort einfach das aktuellste Paket passend für Ihren PC herunter, und entpacken Sie es dann, indem Sie z. B. mit der rechten Maustaste auf das Archiv klicken und dann den Menüpunkt Hier entpacken auswählen. Öffnen Sie nun als Nächstes ein Terminal, und installieren Sie die bridge-utils:
sudo apt-get install bridge-utils
Nun wechseln Sie in das Verzeichnis, das nach dem Entpacken des Xen-Archivs entstanden ist:
cd /home/marcus/Xen-<Version>-install
Rufen Sie dort mit sudo ./install.sh die Installationsroutine auf. Sie erhalten eine Ausgabe, die wie folgt aussieht:
Installing Xen from './install' to '/'... All done. Checking to see whether prerequisite tools are installed... Checking check_brctl: OK Checking check_hotplug: OK Checking check_iproute: OK Checking check_python: OK Checking check_zlib_lib: OK All done.