»Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.« Benjamin Franklin (1706–1790), US-Staatsmann, Ökonom und Naturforscher
14 Software- und Paketverwaltung
Was Sie in diesem Kapitel erwartet
Die Zahl der auf der DVD mitgelieferten Programme ist zwar sehr groß, dennoch kann es vorkommen, dass Sie ein Programm installieren, das dort nicht enthalten ist. Wie Sie dann am besten vorgehen, möchte ich in diesem Kapitel erläutern. Die grundlegende Art und Weise, wie Sie Software installieren, haben Sie bereits im Kapitel »Programme und Pakete installieren« kennengelernt. In diesem Kapitel erfahren Sie nun, wie Sie Zugriff auf das komplette UbuntuSoftware-System erhalten. Hier lernen Sie bevorzugt die Hintergründe der Paketverwaltung und damit eine der großen Stärken von Ubuntu kennen.
Die Installation von Programmen ist unter Linux nicht so einheitlich und einfach wie in der Windows-Welt. Eine setup.exe suchen Sie hier meist vergebens. Unter Ubuntu/Linux gibt es vielfältige und zum Teil grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten, neue Programme zu installieren. Eine ganz besonders bequeme Art der Installation von Software haben Sie bereits im Abschnitt »Software-Center« kennengelernt. Mit dem Software-Center haben Sie vollen Zugriff auf Tausende von Programmen.
Benötigtes Vorwissen
Von Vorteil sind grundlegende Kenntnisse im Umgang mit dem Terminal (siehe Abschnitt »Das Terminal – sinnvoll oder überflüssig?«).
14.1 Allgemeines 

Wie in allen übrigen Bereichen verfolgt Ubuntu auch bei der Installation von Software ein einfaches Konzept: Für Sie als eventuellen Umsteiger soll sich Linux nicht wie ein unverständliches technisches Machwerk darstellen, sondern so einfach wie möglich zu bedienen sein.
Fertige Ubuntu-Pakete
Ubuntu verfolgt den Ansatz, dass bei der Standardinstallation für jeden Zweck nur ein Programm installiert wird. Sie sind mit diesen Programmen nicht zufrieden? Kein Problem. Mit dem fortschrittlichen Paketmanager dpkg, dem Verwaltungswerkzeug APT (Advanced Package Tool) von
Debian und der grafischen Benutzeroberfläche Synaptic verfügen Sie über sehr mächtige Werkzeuge. Mit Hilfe dieser Werkzeuge können Sie aus einem riesigen Fundus von mehr als 10.000 Paketen auswählen.
Explizite Setup-Skripte
Wenn Sie Windows- oder Mac-OS-Anwender sind, werden Sie es gewohnt sein, nach Programmen im Internet zu suchen, sie herunterzuladen und durch Anklicken einer Setup-Datei zu installieren. Sie sind sicher auch mit Software vertraut, die auf CDs oder DVDs verbreitet wird und über einen Autorun-Mechanismus verfügt, der Ihnen bei der Installation der Programme hilft.
Auch für freie und offene Systeme wie Ubuntu bzw. GNU/Linux existiert ein solcher Installationsmechanismus für Software. Dabei handelt es sich meist um proprietäre Programme mit geschlossenem Quelltext. Beispiele für proprietäre Programme, die sich auf diese Art und Weise installieren lassen, wären:
- die universelle Virtualisierungssoftware VMware (www.vmware.com)
- der Turboprint-Druckertreiber (www.turboprint.de)
- der NVIDIA-Grafikkartentreiber (www.nvidia.com)
Statt einer .exe-Datei ist zumeist ein Shellskript zur Installation zu starten, im Falle des Skripts für die NVIDIA-Treiber erreichen Sie das durch folgenden Befehl:
sudo sh NVIDIA-Linux-x86-<Version>-pkg1.run
Dieser Weg mag für Windows-Anwender sehr bequem sein, aber Sie werden sehr schnell die Vorteile der Debian-Paketverwaltung zu schätzen wissen. Das Suchen nach Programmen gehört hierbei in den meisten Fällen der Vergangenheit an.
Tarballs (Tar-Archive)
In den unendlichen Weiten des Open-Source-Universums sind Programme üblicherweise in einem typischen UNIX-Format verbreitet, den sogenannten Tar-Archiven (Tarballs). Diese Tarballs sind gepackte Sammlungen von Dateien. Die Programme werden üblicherweise im Quelltext verbreitet und in diese Archive gepackt. Meist tragen die Dateien dann die Endung tar.gz oder tgz.
Um ein solches Programm zu installieren, müssen auf dem System eine komplette Entwicklungsumgebung mit dem GNU C-Compiler sowie einige Utilitys wie automake und autoconf installiert sein, da die Software vor der Installation erst noch für das entsprechende System übersetzt werden muss.
Für Entwickler, die Programme häufig studieren oder abändern, ist diese Variante recht praktisch, nicht aber für die Anwender, die von einem Programm erwarten, dass es einfach zu installieren ist und gut funktioniert.
Tipp 191: Entwicklungswerkzeuge installieren
Ubuntu stellt das Metapaket build-essential zur Verfügung, in dem sämtliche zum Kompilieren benötigten Werkzeuge enthalten sind. Sie installieren dieses Paket über das Kommando sudo apt-get install build-essential |